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Wer zeigt eigentlich christliches Profil?
Zu Artikeln und Kommentaren über die aktuelle Debatte zu Kreuzen in Behörden:
Söder reist nach Brüssel       -  Markus Söders Kreuz-Vorstoß sorgt für kontroverse Diskussionen in der Leserschaft.
Foto: Sven Hoppe, dpa | Markus Söders Kreuz-Vorstoß sorgt für kontroverse Diskussionen in der Leserschaft.
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.05.2018 02:41 Uhr

Bevor die CSU wieder das Kreuz zum Symbol Bayerns erklärt, sollte sie sich selbst ernsthaft prüfen, wie weit sie ihrem Anspruch, eine christliche (und soziale) Partei zu sein, noch gerecht wird. Kardinal Döpfner beschwor die Gläubigen einmal, den Herrn in seinen notleidenden Brüdern nicht vergeblich rufen zu lassen: „Sonst holt das Kreuz von allen Türmen, nehmt es von allen Wänden; denn es ruft das Gericht über ein Land, das sich christlich nennt, aber das Gesetz der Selbstsucht . . . erfüllt.“ Ähnlich äußerte sich auch der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus: „Golgotha ist nicht Oberammergau. Das Kreuz Jesu ist allemal aus anderem Holz als ein bloßes Kultursymbol. . . . Jene, die das Kreuz gar staatlich aufrichten möchten, müssen sich fragen lassen, ob es nur in der Schule bei den Kindern das Sozialverhalten prägen soll oder ob es nicht vorab und vor allem dort zur Geltung kommen müsste, wo die Erwachsenen über die sogenannten harten Fakten entscheiden.“ Wer also im Brustton der Überzeugung das Aufhängen der Kreuze verordnet, sollte die Konsequenzen bedenken!

Franz Gerhard, 97082 Würzburg

Es ist schon ein Kreuz, wie sich die tiefgläubigen, immer im Sinne der Lehre des Kreuzes handelnden CSU-Politiker dagegen wehren müssen, dass ihr ehrliches Engagement nun auch noch von Fachleuten wie Klerikern infrage gestellt wird. Dabei geht es ihnen ja nur um ein Kreuz, das Kreuz für die CSU auf allen Wahlzetteln. Danach kann man es ja wieder abhängen, wenn es zu sehr verstaubt. Bravo, Herr Burkhard Hose, das ging bei der CSU ja voll in die Hose.

Michael Thate, 97204 Höchberg

Was soll der Wirbel um das Kreuz in den bayrischen Amtsstuben? Kennen die Christen die Geschichte „ihres Kreuzsymboles“? Anscheinend nicht. Vom römischen Imperator Konstantin, quasi ihrem politischen Kirchenbegründer, wurde sein imperiales Siegeszeichen „PX“ adaptiert, heute würde man sagen, als sein Markenzeichen oder „Corporate Identity“ etabliert. Das eigentliche Christensymbol – der Fisch – war nicht mehr interessant, wurde abgelegt. Soweit die Geschichte. Weshalb erregen sich dann jetzt landauf, landab Menschen, wenn ein bayrischer Ministerpräsident dieses Symbol eben als Identifikation unserer Kultur und deren Geisteshaltung in den Amtsstuben Bayerns anbringen lässt? Dass es hier nicht unbedingt um eine christliche Symbolik geht, dürfte auch klar sein. Meiner Ansicht nach hat er aber mehr Courage als die gesalbten Vertreter der Amtskirchen, Kardinal Marx und Bedford-Strohm, die ihr adaptiertes Kirchensymbol verleugneten und in Jerusalem ablegten. Sie befinden sich damit in direkter Linie, in der gleichen Stadt, mit einem ihrer Vorgänger, der ja auch dreimal, bevor der Hahn krähte, seine Zugehörigkeit zu seinem Rabbi leugnete.

Dieter Wenzel, 97508 Untereuerheim

Ein Pfarrer, der medienwirksam das Aufhängen von Kreuzen kritisiert und nun eine Debatte über deren Finanzierung – kann die Schieflage in diesem Land deutlicher zutage treten? Wo 1995 noch zahlreiche Menschen für den Verbleib der Kreuze in bayerischen Klassenzimmern demonstrierten, entsteht heute der Eindruck, als schäme man sich mittlerweile für das Symbol des Christentums. Offensichtlich ist den Anhängern einer Multikulti-Toleranz jegliches Bewusstsein verloren gegangen, dass unsere freiheitliche Grundordnung das Resultat eines langen Entwicklungsprozesses im vom Christentum geprägten Abendland ist. Doch mit Berufung auf die Neutralität des Staates und die viel beschworene freie Religionsausübung kehren sich Vorzeichen in diesem Land augenscheinlich um. Eine völlig falsch verstandene Toleranz wird dem christlichen Symbol jetzt möglicherweise zum Verhängnis. Gespannt darf man sein, ob die öffentliche Hand Mittel zur Finanzierung der Kreuze in Dienstgebäuden bereitstellt, während zeitgleich in Deutschland für den Leibwächter Osama bin Ladens ausreichend Sozialleistungen vorhanden sind.

Steffen Baumann, 97877 Dertingen

Markus Söder hat vollkommen recht mit seiner Entscheidung, wieder Kreuze in öffentlichen Räumen aufzuhängen. Man sollte dabei die Krankenhäuser nicht vergessen. Damit steht Söder zu unserer christlich geprägten abendländischen Kultur. Leider trauen sich selbst die Kirchenoberen so eine Entscheidung nicht mehr zu, deshalb sollte man Markus Söder zu seinem Ministerpräsidentenamt auch die Bischofswürde übertragen.

Günther Scheuermann, 97271 Kleinrinderfeld

Der Ärger über den Ministerratsbeschluss zur Aufhängung von Kreuzen in allen bayerischen Behörden äußert sich bundesweit in allen Medien überdeutlich. Ich habe Hochachtung vor Leuten wie Pfarrer Hose und Kardinal Marx, die offen und mutig sich dagegen verwahren, dass unser Christsein zu politischen Zwecken missbraucht wird. Mir tun auch die Chefs der Behörden leid, die sicherlich oftmals gegen ihre Überzeugung die zu erwartende ministerielle Anordnung umsetzen müssten. Der Ministerratsbeschluss zeugt von Inkompetenz und ist insbesondere im Hinblick auf seine Folgen, nämlich Streit und Spaltung in unserer Gesellschaft, einfach nur dumm und wird letztlich Ministerpräsident Söder nicht hilfreich sein, mit der CSU bei den anstehenden Landtagswahlen die absolute Mehrheit zu gewinnen.

Arnulf Knahn, 97204 Höchberg

Erschreckend ist die lückenhafte theologische Bildung derer, die Pfarrer Hose und seine Deutung des Kreuzes als Zeichen der Solidarität mit den Schwachen und Leidenden attackieren. Den das Aufstellen des Kreuzes Befürwortenden entgehen innere Widersprüchlichkeit und Torheit des Kreuzes. Symbol der Herrschaft und Fahne des Krieges war es durch Jahrhunderte, seltener Stachel im Fleisch der Mächtigen, Bild der Hoffnung für die Armen und Entrechteten, den Geringsten nahe. Die Ausrichtung gemäß einer theologischen Entleerung lässt sich nicht anrühren von der Verwundbarkeit und dem Leiden Gottes. Unbedacht bleiben Mut und Verpflichtung, uns zum Nächsten schlechthin eines jeden Menschen neu zu gestalten. Das Kreuz beruft nicht (mehr) zur Herrschaft über Menschen, sondern ermutigt zur Nachfolge des befreienden und darum gekreuzigten Jesus. So klagt es kritisch das Unrecht an und zeigt Wege verändernder Befreiung. Hätten die Befürworter der Aufstellung das bedacht: Wer weiß, ob sie nicht davon abgesehen hätten?

Prof. Dr. Arnold Köpcke-Duttler, 97199 Ochsenfurt

Wenn Pfarrer Hose in so unsachlicher, verletzender Weise angegriffen wird, verdient er meine, unsere Solidarität. Wenn diese Angriffe von Vertretern der Christlich Sozialen Union ausgehen, dann ist das unverständlich. Ich kenne und schätze Burkhard Hose schon seit über 20 Jahren und bewundere ihn dafür, wie er versucht, die Botschaft vom Kreuz in der heutigen Welt glaubwürdig zu leben. Wenn gesagt wird, das Kreuz sei nicht Zeichen einer Religion, dann ist diese Aussage einfach falsch; das Kreuz ist Ausdruck des christlichen Glaubens an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus. Das Kreuz ist nicht vordergründig ein „Bekenntnis zur Identität und zur christlich-abendländischen Prägung Bayerns“, sondern drückt die Bereitschaft aus, im Vertrauen auf Jesus Christus wie er Barmherzigkeit mit den Schwachen und Ausgegrenzten zu leben. Wenn das Kreuz im Eingangsbereich bayerischer Behörden aufgehängt werden soll, dann drückt das nicht eine persönliche Überzeugung eines Christen oder einer Kirche oder Gemeinde aus, sondern misslungene Folklore. Die Kritiker dieser Anordnung als unheilige Allianz von Religionsfeinden und Selbstverleugnern zu bezeichnen, wie es der CSU-Generalsekretär gemacht hat, ist nicht neu: Schon Jesus wurde als Gotteslästerer angeklagt. Bei diesem „Religionsfeind“ fühle ich mich willkommen.

Dr. Theo Wettach, 97074 Würzburg

Hier steht die Welt kopf. Ich sehe es so: der Gerechte und die Pharisäer. Betrachten wir mal unsere politisch-soziale Landschaft. Wer zeigt hier christliches Profil? Wer hat zu verantworten, dass die Armut wächst, dass Millionen von Menschen mit Mindestlohn oder Rente vegetieren? Wer bereitet Kriege vor mit Aufrüstung, Waffenexport, Einmischung ins Leben anderer Völker, wer lässt es zu, dass Tausende vor der nordafrikanischen Küste jämmerlich ertrinken oder zurückgejagt werden in Krieg und Armut? Die Liste wäre lang, wollte ich die Defizite in christlicher Nächstenliebe fortführen, die ins Auge fallen. Die Damen und Herren von der CSU sollten sich anschauen, was Jesus von Nazareth gesagt und gelehrt hat, es steht in der Bibel. Burkard Hose weiß es und handelt danach.

Helmut Försch, 97078 Würzburg

Es ist leider nötig, viele Vertreter der beiden Amtskirchen an die Präambel unseres Grundgesetzes zu erinnern, wo zu lesen ist: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen . . . hat sich das Deutsche Volk . . . dieses Grundgesetz gegeben“. Um so erstaunlicher ist es, dass gerade führende Kirchenvertreter sich zu bedenklichen Äußerungen hinreißen lassen, die nun wirklich gesellschaftsspaltend wirken. Wenn Bedford-Strom und Kardinal Marx bei den Besuchen heiliger Stätten in Israel ihre Kreuze abnehmen, dann kann folglich nichts anderes erwartet werden. Vertreter von Parteien und Regierungen, die das „C“ in ihrem Label haben, können durchaus ohne unlautere Unterstellungen die Kreuze in Ämtern zeigen. Dieses Kreuz bewirkt vielleicht mehr als das Kreuz am Hals von Kardinal Marx? In unserem Lande scheint sich wohl eine Kreuzphobie auszubreiten, die diesem christlichen Symbol in keiner Weise gerecht zu werden scheint.

Hilmar Stühler, 97525 Schwebheim

 
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Kommentare
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  • Grurpeltinchen
    zum Leserbrief von H. Baumann:
    Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass unsere freiheitliche Grundordnung und das Christentum nichts miteinander zu tun haben.
    Nach dem 2.Weltkrieg haben sich die Kirchen mit der Demokratie angefreundet, die 1900 Jahre vorher haben sie eher das Gegenteil gemacht.
    Das traditionell vom Christentum unterstützte System ist die Monarchie und die Feudalherrschaft. Wer anderes behauptet, betreibt Geschichtsfälschung.
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