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Vom Christentum wird ebenfalls behauptet, eine friedliche Religion zu sein
Zum Leserbrief "Eine friedliche Religion?" (2.09):
Redaktion
 |  aktualisiert: 30.09.2016 03:49 Uhr
"Stereotyp hören wir von unseren Politikern und den Medien, der Islam sei eine friedliche Religion. Der Koran beweist jedoch das Gegenteil." (Zitat: Leserbrief vom 2 September) Eine friedliche Religion zu sein, das wird vom Christentum ebenfalls behauptet. Aber auch hier beweisen nicht nur die Bibel, sondern auch die Religionsgeschichte im Besonderen und die Geschichte im Allgemeinen das Gegenteil. So ist in der Bibel u.a. Nachfolgendes zu finden:

Im Alten Testament: Hos 14,1 Samaria verfällt seiner Strafe, / weil es sich empört hat gegen seinen Gott. Seine Bewohner fallen unter dem Schwert, / ihre Kinder werden zerschmettert, / die schwangeren Frauen werden aufgeschlitzt. Jes 63,6 Ich zertrat die Völker in meinem Zorn, / ich zerschmetterte sie in meinem Grimm / und ihr Blut ließ ich zur Erde rinnen. Zef 1,17  Da jage ich den Menschen Angst ein, / sodass sie wie blind umherlaufen; / denn sie haben sich gegen den Herrn versündigt. Ihr Blut wird hingeschüttet wie Schutt / und ihr fettes Mark wie Kot. Jes 34,2  dass der Herr über alle Völker erzürnt ist, / dass er zornig ist auf all ihre Heere. Er hat sie dem Untergang geweiht / und zum Schlachtopfer bestimmt. Jer. 48,10 Verflucht sei, wer den Auftrag des Herrn lässig betreibt, / ja verflucht, wer sein Schwert abhält vom Blutvergießen.

Im Neuen Testament: Hebr 9,22   Fast alles wird nach dem Gesetz mit Blut gereinigt, und ohne dass Blut vergossen wird, gibt es keine Vergebung. Hebr. 10,28  Wer das Gesetz des Mose verwirft, muss ohne Erbarmen auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin sterben. Im "Neuner-Roos" (Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung, 13. Auflage), dem Standardwerk der Katholischen Kirche auch zur Priesterausbildung, wird kirchenamtlich festgelegt, was "der Katholik" kirchenrechtlich heute noch zu glauben hat. Dort heißt es im 3. Kapitel (Der Glaube - Nr.98 fettgedruckt, das heißt unfehlbare Lehraussage): "Wer nicht alle Bücher der Heiligen Schrift mit allen ihren Teilen, wie sie die Kirchenversammlung von Trient anführte, als heilige kanonische Schriften anerkennt, der sei ausgeschlossen".

Religionsgeschichte im Besonderen: Schon bald nachdem sich Christusglaube und christliche Religiosität zur Religion organisieren ließen und sich Priestertum und administrativer Klerus herausbildeten, begannen innerhalb der Christgläubigen jahrhundertelang blutige Auseinandersetzungen, die bis in die jüngste Neuzeit anhielten. Hierzu seien Arianer, Monophysitisten, Katharer, Protestanten sowie die schrecklichen Geschehnisse zwischen katholischen Kroaten und orthodoxen Serben im Zuge des 2. Weltkriegs und der letzten Balkankriege genannt.

Geschichte im Allgemeinen: Christianisierung war in aller Regel mit der Ausrottung der alten Religionen und ihrer Anhänger verbunden, die sich weigerten, das Christentum zu übernehmen. So zog die Christianisierung  durch Karl den Großen eine ungeheure Blutspur durch Europa. Auch die Schreckenstaten der Kreuzritter sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Dazu siehe Bernhard von Clairvaux und seine Prinzipien. Zwei davon seien genannt : "Vollständige Ausrottung der Heiden oder dauerhafte Bekehrung." "Die Ritter Christi töten und sterben ohne Furcht, denn der Tod, den man für Christus verursacht oder erleidet, trägt keine Schuld in sich; tötet man, nützt man Christus, wird man getötet, nützt man sich selbst."

In der jüngeren Geschichte - im Ersten und im Zweiten Weltkrieg - zogen Soldaten des Kaiserreichs sowie die der Hitler-Wehrmacht  mit dem Spruch "Gott mit uns" auf ihrem Koppelschloss in das große Schlachten gegen andere Christen. Britische Soldaten schickte man mit dem Spruch "In God we trust" in den Krieg. Dass ein großer Teil des administrativen christlichen Klerus jemals dagegen protestiert hat, wurde zumindest bis jetzt in der Geschichtswissenschaft nicht bekannt. Bekannt und ausreichend dokumentiert dagegen ist die nicht nur beschämende, sondern auch grausige Rolle, die der größte Teil des deutschen Hochklerus und seiner geistlichen Untergebenen in Kaiserreich und Nazi-Regime innehatte. Sie erst ermöglichte es, die Blüte der deutschen männlichen Jugend und Männer im besten Lebensalter zum großen Sterben in zwei Weltkriege zu führen und nicht nur Deutschland, sondern auch Europa und weite Teile der Welt in Not und Elend zu stürzen. (Siehe dazu auch: Kriegspredigten in Deutschland) Fazit: Auch das Christentum ist wie alle anderen monotheistischen Religionen kein Hort des Friedens und der Friedlichkeit.

Wenn es uns nicht gelingt, das Gewaltpotential zu zähmen, das jeder Religion mit dem Anspruch innewohnt, "den Willen des einzig wahren Gottes und den einzig wahren Glauben" zu vertreten und friedlich zusammenzuleben, dann wehe uns, unseren Kindern und Kindeskindern!

Wolfgang Brust 97753 Karlstadt, Armin Willerding 97082 Würzburg, Jonas Hopf 97708 Aschach, Arthur Janke 97616 Bad Neustadt, Dr. habil. Rainer Wolf 97218 Gerbrunn, Dr. med. Günther Weis 97520 Röthlein, Dr. med. Martin Klein 97276 Margetshöchheim, Gernot Waloszek 97717 Euerdorf, Heiko Kritz 97950 Großrinderfeld
 
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  • Berge
    Auch das Christentum hat oftmals die Botschaft Jesu pervertiert und im Alten Testament finden sich sich Stellen ähnlich wie im Koran. Der Unterschied aber liegt darin, dass die Bibl. Texte nach zeitgeschichtlicher Bedingtheit hinterfragt und relativiert werden dürfen. Der Koran mit einer archaischen Wüstenreligion aber gilt
    Verbalinspiration Allahs für alle Zeiten unumstößlich. Zudem kann kein Gewalttäter
    sich auf Jesus berufen, anders im Islam, Mohammed war ein Kriegsheer, der die gleichen Vernichtungd- und Gewaltmethoden wie der IS anwandte. Es ist Augenauswischerei, ständig zu behaupten, all der islamistische Terror hätte nichts mit dem Islam zu tun. Sehr wohl, auch wenn nicht pauschal sich hinter jedem Moslem ein Terrorist verbirgt.
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  • Apfelkorn
    Die Diskussion des Herrn Dr.Klein kommt um 500 Jahre zu spät und man hätte zu Karl V. Zeiten damals einen Strauß ausfechten sollen.
    Heute ist die Bedrohung des Menschen nicht der Is, dem ich noch 5 Jahre gebe, sondern die zunehmende Entpersönlichung unseres Wesens durch die Digitalisierung.
    Die Religionen sind nur noch marginal an den globalen Veränderungen, welche unsere Freiheit einschränken, beteiligt. Der Zeitgeist segelt ab in eine größere Selbstentfremdung durch die Verhaltensweisen des homo digitalis in der schönen neuen Kommunikationswelt.
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  • st.bb@t-online.de
    Dass die katholische Kirche bis ins 20. Jahrhundert eine Blutspur um den ganzen Globus gezogen hat, nun, darüber müssen wir nicht streiten. Aber auf keinem Kontinent und in keinem Land der Erde werden heute im Namen von Jesus Christus Menschen verfolgt, gefoltert oder gar ermordet. Ganz anders sieht es da im Islam aus, der Koran ist seit 1600 Jahren inhaltlich gültig. Wie viele Menschen im Namen des Propheten heute weltweit getötet werden, nun, auch darüber müssen wir nicht streiten, wir erleben es tagtäglich. Der wesentliche Unterschied vom Christentum zum Islam besteht darin, dass sich die Schriften aus dem Christentum weiter entwickelt haben, während der Koran in seiner konservativen und strengen Haltung heute noch Bestand hat.
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  • Apfelkorn
    Gott ist immer mit den stärksten Bataillonen, könnte man meinen. Hatte nun auch ein
    Judas Iskarioth Gott auf seiner Seite, oder gar der Ritter Blaubart, welcher als ehemaliger Weggefährte der Jeanne d´Arc, unserer Jungfrau von Orleans, zahlreiche
    Kinder nach den Riten der Satanisten meuchelte, und für dessen Seelenheil die Eltern der ermordeten Kinder schluchzend beteten? Ist bei Gott alles möglich ? Auch der
    Hang zum Atheismus?
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  • Apfelkorn
    Warum soll ich "armer Irrer" ausgerechnet im Besitz von absoluter Weisheit sein? Meine Fusionsgedanken, zwischen Atheismus und Theologismus zu vermitteln, werden durch die Wirklichkeit konterkariert. Gibt es nur ein "Entweder - oder"? In der Mitte lässt es sich aber gut leben, wenn man bedenkt, dass wir nicht mit Gewissheit sagen können, "was da macht, wenn etwas gemacht wird" (Paul Valéry). Der Newtonsche Apfel kann also fallen, weil der Stiel am Ast bricht, Gott es will, oder weil letztlich das Gravitationsgesetz den Apfel rein materiell zur Erde herabzieht. Es gibt viele Wirkursachen. Setzen wir auf die Vielfalt und auf eine gesunde Skepsis.
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  • Apfelkorn
    Wenn man das Leben von dem Standpunkt aus betrachtet, dass alles, was der Mensch und vor allem die stark beanspruchten und überlasteten Ärzte im Alltag zu bewältigen haben, dann mag man denken, dass vieles von dem, was man tut love´s labour´s lost (vergebene Liebesmühe) sei. Man sieht den Menschen als Tyrannen, der
    nicht nur den Propheten des Untergangs nachjagt, sondern der auch den Sex-Gurus
    Gefolgschaft leistet. Verkehrte Welt? Nein, die Welt ist wie sie ist, ein Planet der Irrungen und Wirrungen und der Mensch ist zwar aufgeklärt, sich aber seiner
    Trieb- und Charakterstruktur nicht immer bewusst. Nichts desto trotz hat sich unsere
    Erde zu dem entwickelt, was wirheute als vernünftiger als einst nennen können.
    Denken wir nur an den internationalen Terror (Carlos, Klein, Che, Baader und Schwarzer September), hier hat sich eine Struktur entwickelt, welche den Kreis
    der Sympathisanten nicht auf weite Teile der Deutschen erstrecken lässt. Früher war die "klammheimliche Freude" größer.
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  • Apfelkorn
    Es gibt Menschen, allen voran der verstorbene K.-H. Deschner, welche den Glauben
    auf die Destruktivität reduzieren wollen. Mit 1. Kor. 13 wurde aber der Macht der Liebe
    das Wort geredet. Auch das Hohe Lied kommt alleine mit der Liebe zurecht.
    Was Judith mit Holofernes anstellte, steht auf einem anderen Blatt und war der Zeit geschuldet.
    Die Liebe allein ist stärker als der Hass.
    Erwarten wir getrost, was kommen mag (Bonhoeffer).

    (P.S. Es hätte im obigen Text > Wiederankunft< heißen sollen!!!!!)
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  • al-holler@t-online.de
    ganz was neues, das glauben wir doch nur (oder wollen es glauben) -genau so, wie schon viele vor uns. In Wirklichkeit sind wir nicht weniger (aber)gläubig, als die ALtvorderen, nur glauben wir halt an was anderes.
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  • al-holler@t-online.de
    war als Antwort an @apfelkorn gedacht, der/die (oder umgekehrt) offensichtlich der Meinung anhängt, wir seien aufgeklärt.....
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  • al-holler@t-online.de
    .... der "irrigen" Meinung .....
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  • Apfelkorn
    Die Worte der Bibel sind eindeutig martialisch und klingen in unserer aufgeklärten Zeit eher barbarisch, als animierend. Wenn man die Geschichte außen vor lässt, dann erscheint das Christentum in Wirklichkeit als ein Weg, der Abstand gewinnen will vom
    Dämonismus und Frauenfeindlichkeit. Die Kirche kann ihre finstere Vergangenheit nicht verleugnen und tut dies auch nicht.
    Vergil schrieb in der 4. Ekloge seiner Bucolica von der Ankunft des Heilsbirngers.
    Die Ankunft scheint auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben worden zu sein.
    Trotzdem gilt der Gedanke Ernst Blochs, der da meinte. "Was nicht ist , kann noch werden." Glauben ist eine Sache, Wissen eine andere. Einem jeden bleibt es überlassen zu glauben. Sokrates sagte : Ich weiß, dass ich nicht weiß."
    Was wissen wir wirklich und vor allem, was wissen die Agnostiker? Glauben versetzt Berge und irgendwann stürzen diese Berge ins Meer der Ewigkeit. Leben wir nach unserer Fasson, überlassen den Streit über Äxte und Räuber den Historikern.
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