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Unterstützung für Putschisten
Redaktion
 |  aktualisiert: 24.05.2022 10:11 Uhr

Es ist reichlich irritierend, dass die Mainpost einen sehr tendenziösen Bericht, von dem man doch Objektivität erwarten darf, völlig unkritisch von der dpa übernimmt und untertitelt, warum der selbsternannte Interimspräsident Venezuelas, Juan Guaidó, „jetzt trotzdem weitermachen muss.“ Damit stellt sich die Zeitung eindeutig auf die Seite eines Putschisten. Guaidó kann sich nämlich nicht auf die venezolanische Verfassung berufen, die einen Interimspräsidenten aus dem Parlament nur vorsieht, wenn an der Spitze des Staates ein Machtvakuum herrscht, was ja offensichtlich nicht der Fall ist. Man kann von der Regierung Maduros halten, was man will, auch sehr wenig, einen verfassungswidrigen Putschversuch zu unterstützen, lässt sich davon aber kaum ableiten.

Wenn man sich darauf beruft, dass die letzte Wahl Maduros „nicht demokratischen Gepflogenheiten“ entsprochen habe, wie ist das dann eigentlich mit unseren Bündnis- und Geschäftspartnern Saudi-Arabien, Katar, China usw.? Müsste man da nicht viel vehementer Oppositionsbestrebungen unterstützen? Da gäbe es deutlich bessere Argumente – nur, da ist im Gegensatz zu Venezuela Opposition gar nicht zugelassen… Guaidó hat seinen Putschversuch ja auch nur gewagt, weil er sich der Unterstützung Trumps (und im Gefolge der westlichen Staaten, allen voran der Bundesrepublik in Person ihres Außenministers) sicher sein konnte. Derselbe Trump übrigens, der den stalinistischen Mörder und Diktator Nordkoreas, Kim Jong Un, in einer erbärmlichen Geistesverwandtschaft hofiert und der die ganze Welt zwingen will, die iranische Bevölkerung in Not und Elend zu stürzen. Boykottmaßnahmen treffen nämlich in der Regel nicht die Herrschenden (die haben ihre Mittel und Wege), sondern die Bevölkerung. Und wenn jetzt die USA weiterhin Öl aus Venezuela beziehen, das aber nicht bezahlen, sondern das Geld dafür auf Sperrkonten einfrieren, gleichzeitig aber die schlechte wirtschaftliche Lage Venezuelas bejammern, ist das blanke Heuchelei.

Es ist jämmerlich, dass sich die europäischen Staaten von Trump am Nasenring herumführen lassen. Umso wichtiger wäre es, dass wenigstens der Journalismus dem Gebot der Objektivität verbunden bleibt.

Martin Heberlein, 97074 Würzburg

 
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