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Unterschiedliche Ansichten über den Putsch gegen Allende in Chile vor 40 Jahren
Zum Leitartikel „Nichts ist alternativlos. 40 Jahre nach dem Putsch gegen Allende in Chile“ und zum Artikel „Der andere 11. September“ (9.9.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 18.09.2013 19:31 Uhr

Ihr Autor zeigt auf, wie die „alten“ Kräfte in Chile vor 40 Jahren die fortschrittliche Entwicklung des Landes unter der Führung Allendes zerschlugen. Vielen Dank für diesen sicher mutigen Leitartikel. Die folgende Ergänzung scheint mir indes angebracht: 1973 beurteilten unsere Medien, so auch Ihre Zeitung, diesen Coup ganz anders. Da war der Sozialist Allende das Übel, die Generäle der Bourgeoisie brachten die Rettung. Und auch der Autor zeigt leider nicht auf, dass hinter diesen Generälen als treibende Kräfte der Strippenzieher Kissinger und Milton Friedman mit seinen Chicago-Boys standen, bereit mit Dollars und USA-Unterstützung und mit Mord und Totschlag dem Lande ihr verhängnisvolles neoliberales Wirtschaftssystem zu verpassen. Ein System, das – wie man mittlerweile weltweit erfahren hat – die Staaten in Verarmung und Abhängigkeit führt zugunsten der Profite von Banken und Finanzwelt.

Hans Schwinger, 97525 Schwebheim

Die Darstellung des Wirkens von Allende ist mehr als einseitig – aus fehlendem Wissen oder absichtlich. Ihn als Märtyrer der Demokratie und selbstlosen Patrioten zu schildern, blendet die Fakten aus: Er war nicht nur ein fanatischer Marxist und dennoch Hochschulprofessor mit Villa am Pazifik, sondern stand auch unter dem Decknamen „Leader“ in den Diensten Moskaus. Im Ringen um den Einfluss auf Chile als Vorreiter für Südamerika erhielt seine Partei, die Unidad Popular, eine Wahlkampfhilfe von 518 000 Dollar und er persönlich 50 000 Dollar, die CIA gab zur Verhinderung dieser Partei auch nur 425 000 Dollar aus. Die spätere Regierung unter Pinochet wird als „Erdrosselung eines einzigartigen Politprojekts“ mit „konsequenten Sozialreformen“ wie z. B. der Agrarreform bezeichnet. Fakt ist, dass unter Allende Grundbesitzer, Reeder und andere unliebsame Selbstständige entschädigungslos enteignet wurden. Bereits zwei Jahre nach Allendes Wahlsieg lag die Inflationsrate bei 500 Prozent und als zwangsläufige Folge erschütterte ein Massenstreik nach dem anderen das Land. Die Bewohner Santiagos hungerten. Dass das zerrissene Chile bis heute keine Versöhnung gefunden habe, wie die Autorin meint, ist gleichfalls nicht nachvollziehbar. Dieser Prozess begann bereits mit der Aufnahme von General Stange in die erste demokratische Regierung von Alwin. Die nur dreijährige Zeit unter Allende hat in den Familien Wunden aufgerissen, sie war am Ende aber nur eine Episode in der Erfolgsgeschichte Chiles. Das sollten auch Ihre Redaktionsmitglieder zur Kenntnis nehmen und nicht allein linken Mythen Glauben schenken.

Eberhard Poppelbaum, 97082 Würzburg

 
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