Es hat den Anschein, als ob im politischen Bereich die „Festplatte“ an jedem Wochenende neu formatiert wird. Der eine oder andere wird sich erinnern: Schon in der Woche vor der NRW-Wahl gab es erhebliche Meinungsverschiedenheiten zwischen Röttgen einerseits und Merkel und Seehofer andererseits. Sie gipfelten in Röttgens Aussage: „So, denen hab' ich's gezeigt.“ Noch klarer kann man nicht sagen: „Nein, ich bin nicht loyal, nein ich bin kein Teamplayer.“ Die Regierungschefin und den Koalitionspartner so zu brüskieren hat nichts mit Schneid, nur mit Überheblichkeit zu tun. Merkel hat ihm also noch die Möglichkeit gelassen, sich nach NRW zu verabschieden, doch daraus wurde nichts, denn „bedauerlicherweise entscheidet der Wähler“ (O-Ton-Röttgen!). Im Altbayrischen nennt man solche Leute „Gschaidschmatzer“, also eine Person, die dann meint, besonders gescheit daherreden zu müssen, wenn ein wirklich Gescheiter schweigt. Als Energieminister hat Röttgen bestenfalls verwaltet, aber keine der dringend notwendigen Impulse zum Netzausbau und zum realisierbaren Atomausstieg gesetzt. Fazit: Die Entlassung war mehr als angebracht und eigentlich überfällig.
Peter Martin, 97782 Gräfendorf
Selten hat sich ein Spitzenpolitiker selbst so treffsicher ins Abseits manövriert wie Herr Röttgen. Erst keine klare Aussage für Nordrhein-Westfalen, dann die absolute Krönung: „Leider entscheidet bei Wahlen der Wähler!“ Ja bitte, wer denn sonst? Die Erbmonarchie ist schon lange abgeschafft und die Politik nach „Gutsherrenart“ passt nicht wirklich zu unserer Demokratie. Im Gegenteil zeigt H. Röttgen deutlich, was er von den „Bürgern“ da unten hält, nämlich nichts. Und dafür erwartet er tatsächlich noch einen hohen Wahlsieg. Der Souverän, nämlich der unmündige Bürger, hat die einzig richtige Antwort gegeben! Mit solchen „Spitzenpolitikern“ ist wahrscheinlich kein Staat zu machen.
Gerda Schwab, 97424 Schweinfurt
Hat die CDU in Nordrhein-Westfalen keine geeigneten Politiker, dass ein amtierender Bundesminister wie Norbert Röttgen sich überhaupt zur Landtagswahl stellen musste? Mit seinem halbherzigen geführten Wahlkampf bewies Röttgen doch praktisch, dass es ihn gar nicht zum NRW-Landesvater drängte. Hätte sich ein anderer der ehemals „Jungen Wilden“ in der CDU zur Kandidatur als neuer Ministerpräsident an Rhein und Ruhr bereitgefunden, so wäre es vermutlich überhaupt nicht zum Rausschmiss Röttgens als Bundesumweltminister durch die Kanzlerin Merkel gekommen.
Manfred Radina, 97421 Schweinfurt