Die im Auftrag des DRK für das Jahr 2018 gefertigte Umfrage zu „Beleidigungen und Tätlichkeiten gegen Rettungsdienstkräfte“ erweckt den Eindruck, dass sie tagtäglich angegriffen würden. Dies deckt sich nicht mit dem Einsatzgeschehen. Mit bundesweit (!) nur 425 eingereichten Fragebögen kann die Umfrage nicht beanspruchen, repräsentativ zu sein. Die Zahl der Umfrageteilnehmer ist schon kleiner als die Gesamtzahl der Rettungsdienstmitarbeiter in Unterfranken. Wären die berichteten Aggressionen „Alltag“, so wäre der Leidensdruck der Beschäftigten und damit die Umfragebeteiligung deutlich höher. Schon der Hinweis darauf, dass es In drei Vierteln der Fälle die Patienten waren, die sich unangemessen verhielten, relativiert die „Dramatik“, da etwa bei Betrunkenen alkoholbedingtes Grölen oder eun Verlust von geistig-körperlicher Steuerungsfähigkeit schlichtweg zur Symptomatik zu rechnen ist. Dies lernt man schon in der Ausbildung. Noch klarer wird das Bild, wenn man die für 2019 bundesweit erhobenen 300 Begebenheiten ins Verhältnis zum Einsatzgeschehen stellt: Zwar gibt es keine Bundesstatistik, denn das Rettungswesen ist Länderaufgabe. Die Gesamtzahl kann aber hochgerechnet werden, indem man die Zahlen für Bayern, das 13,12 Mio. Einwohner hat, ins Verhältnis (15,77 %) zu den 83,2 Mio. Einwohnern der BRD setzt: Die amtliche Statistik der ZAST (Zentrale Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst Bayern GmbH) verzeichnete 2019 über 1,74 Mio. Einsätze (davon über 740 Tsd. Notfallrettungen und 972 Tsd. Krankentransporte). Für Deutschland ergeben sich damit überschlägig 11 Millionen Einsätze. Die 300 dem DRK für 2019 berichteten Fälle von „Fehlverhalten gegen Rettungsdienstkräfte“ sind damit ersichtlich nicht geeignet, den Arbeitsalltag der Notärzte, Notfall- und Rettungssanitäter zutreffend darzustellen. Wieviel wesentlich mehr Anerkennung und tiefe Dankbarkeit den Rettungsdienstkräften in Deutschland Tag für Tag zuteil wird, hat der DRK-Bericht leider nicht erhoben.
Peter-Georg Kriener, 97337 Dettelbach