Ach wie nett vom Rewe-Chef, dass er an die armen Leute denkt: „Günstige Lebensmittel ermöglichen diesen Menschen eine gesunde und sichere Ernährung.“ Dass er mit Preisdumping die Bauern kaputtmacht, interessiert ihn offenbar nicht. Und die „armen Leute“ könnten sich durchaus höhere Lebensmittelpreise leisten, würden ihnen anständige Löhne gezahlt, die dann auch zu einer höheren Rente führen würden. Ach wie nett auch von Herrn Aiwanger, der von Großbritannien als Billigstandort für deutsche Unternehmen träumt, weil die Briten „bei der Arbeitszeit, beim Arbeitnehmerschutz, beim Umweltschutz“ Abstriche machen werden. Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an! Unwillkürlich kommen einem die Worte von Papst Franziskus in den Kopf: „Diese Wirtschaft tötet!“
Magnus Lux, 97453 Schonungen
Bundeskanzlerin Merkel ruft den Handel zu fairen Bedingungen bei Lebensmittelpreisen auf, will aber auf Mindestpreise verzichten. Ist das professionelle, engagierte Politik, geschweige denn Chefsache? Hilft man so den Landwirten, anständige Vergütungen zu bekommen? Zahlen wir freiwillig mehr Steuern oder verzichten freiwillig auf Gehalt? Nein, wir haben feste Regeln – und das ist gut so. Nur bei Lebensmitteln soll das anders sein. Wir beanspruchen für uns Mindeststandards wie Grundsicherung, Sozialhilfe und Mindestlohn, aber bei der Lebensmittelproduktion, insbesondere bei Tierhaltung, soll das freiwillige Bezahlen höherer Preise das Problem lösen. Ohne Mindestpreise wird sich meiner Ansicht nach wenig bis gar nichts ändern. Durch Mindestpreise wird es den Landwirten möglich sein, in die Verbesserung der Lebensmittelproduktion und die Haltungsbedingungen von Tieren zu investieren. Der Handel begründet die derzeitige Preispolitik damit, dass 13 Millionen Menschen, die in Armut leben, mit „günstigen“ Lebensmitteln versorgt werden könnten. Ein sehr unglaubwürdiges Argument, um am rücksichtslosen Preisdumping festzuhalten. Auch ein armer Mensch verhungert in unserem Land nicht.
Dr. Gerd Grosser, 97422 Schweinfurt