Müssen Migranten Weißwurst essen?
Zum Artikel "Die lange Nacht der Konfrontation" (10.12.):
"Ganz Bayern ist geformt von gewachsenem Brauchtum, von Sitten und Traditionen“. Daraus wird eine verpflichtende kulturelle Grundordnung für den gesamten bayerischen Raum abgeleitet. Ordnung muß sein, von Grund auf. Ist unbestritten für ein friedlich-respektvolles Zusammenleben. Die gelebte Vielfalt in Bayern wird wie durch einen Trichter auf einheitliche, polizeilich-/behördlich kontrollierbare Linie gebracht,- gültig (nur??) für Migranten und Asylbewerber. Wie aber sieht die bisherige identitätsbildende Gesellschaft tatsächlich aus, was Tradition, soziale Gerechtigkeit und Benimmregeln betrifft? Müssen Migranten Weißwurst essen, Lederhose tragen, auf Bierfesten Maßkrüge leeren können und die bajuwarischen Dialekte erlernen? Darf noch jemand ausnahmsweise fränkisch sprechen,- neben Haxen auch Fladenbrot essen? Und was, wenn sich junge Migrantinnen auch so provozierend kleiden wie viele Teenies? Ist Religion, die kein „C“ trägt, bedenklich? Gilt die neue CSU-Lei(d)t-Kultur auch für alle, die trotz Abitur nicht hochdeutsch sprechen, fehlerfrei schreiben können, dafür US-Begriffe wie SALE, Job, Event als unübersetzbar halten ? Sind Unehrlichkeit und Ehrenkodex-Ignoranz in Politik und Wirtschaft Vorbilder für die Benimmregeln? Sollten Migranten auch Sympathie für Putin und Orban empfinden, wie manche Politiker ? Frühere Migranten könnten da vielleicht viel erzählen, wie Integration auch ohne Bestrafung gehen kann. Hat man in der CSU etwa Angst ums Überleben so mancher Gepflogenheiten und Machtansprüche oder vor der Wiederwahl? Eine so erzwungene Leitkultur könnte für manche Migranten, die es nicht so rasch und vollkommen schaffen, oft noch im Zustand von drohender Abschiebung, zu einer Leid-Kultur werden.
Helmut Brand, 97456 Dittelbrunn
Helmut Brand, 97456 Dittelbrunn
Themen & Autoren / Autorinnen