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Morbide Erscheinungen
Zum Artikel „Happy End nach Hundedrama“ (1.3.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 13.03.2021 02:15 Uhr

Liest man diesen Titel mit dem dazugehörigen halbseitigen Bericht über Lady Gaga und ihre Hundefamilie, reibt man sich ungläubig die Augen. Während alle 13 Sekunden weltweit ein Kind an den Folgen von Hunger stirbt, also buchstäblich „verhungert“, abends in der Tagesschau vermeldet wird, wie viele Millionen Menschen in Jemen vom Hunger bedroht sind und die WHO zur Hilfe aufruft, werden wir Leserinnen und Leser über morbide Zerfallserscheinungen unserer Gesellschaft informiert. Da hat also Lady Gaga mit ihren (man glaubt es kaum) 46 Millionen Instagram-Followern zwei ihrer drei Hunde verloren. Für ihre Rückgabe bietet sie 410 000 Euro Belohnung. (Wie viele Kinder könnten mit diesem Geld vor dem Hungertod gerettet werden?) Und dann betet Lady Gaga: „Ich bete dafür, dass meine Familie durch einen Akt von Güte wieder vollständig sein wird.“ Wenn wir jetzt den Eindruck gewinnen sollten, dass in unserer Wertegemeinschaft nicht mehr „Ehe und Familie“ unter dem besonderen Schutz des Staates stehen, und nicht mehr Kinder, sondern Hunde zu einer „vollständigen“ Familie gehören, ist unsere Gesellschaft bis ins Mark krank. Es bleibt uns jetzt nur zu wünschen, dass solchen morbiden Erscheinungen nicht noch mehr mediale Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es gibt wahrhaftig genügend Probleme in unserer Welt, die wirklich dieser medialen Berichterstattung bedürfen!

József Bogár, 97074 Würzburg

 
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