Herr Reinhard wird nicht müde, vor dem Verlust unserer liberalen Demokratie zu warnen. Tatsächlich aber haben wir schon lange eine Pseudo-Demokratie, die man eher als Lobbykratie oder Oligarchie bezeichnen sollte. So ist zum Beispiel der Fraktionszwang mit einer Demokratie nicht vereinbar und die Begründung „man brauche ja eine tragfähige Mehrheit“ einfach lächerlich. In einer Demokratie ergeben sich Mehrheiten – oder eben nicht. Wir werden von einer politischen, religiösen und ökonomischen Machtelite regiert, die durch finanzielle Zuwendungen gegenseitig verbunden und von Profitgier und Machtsucht geprägt ist. „Die gewählt werden, haben nichts zu sagen und die was zu sagen haben, werden nicht gewählt“ sagte der damalige Landesvater Seehofer zu Pelzig. Immer mehr Menschen durchschauen dieses perfide Spiel und wenden sich – wie schon vor 90 Jahren – (dubiosen) Alternativen zu. Extremistische Parteien sind also nicht Ursache, sondern Wirkung. Der moralische Verfall des Abendlandes lässt sich nur aufhalten, wenn die Funktionäre aller Institutionen in sich gehen und sich fragen, was ihnen wirklich wichtig ist und danach handeln.
Alfred Semmel, 97234 Reichenberg