Einen Förster und einen Landwirtschaftsmeister treibt die Sorge um den Wald um, behaupten sie. Die große Katastrophe, die sie so beunruhigt, sei, dass der bayerische Ministerpräsident zehn Prozent der Staatswaldflächen aus der Bewirtschaftung nehmen möchte, als Teil seiner größeren Strategie, den Staatswald vorrangig zum Klimawald zu entwickeln. Man bedenke: Demnach bleiben 9 von 10 Teilen des Staatswaldes weiter in der wirtschaftlichen Nutzung. Wahnsinn, denke ich mir: Deren Probleme möchte ich haben. Der Klimawandel zeigt dramatische Auswirkungen. Um die natürliche Reaktion darauf zu studieren, überlassen wir der Natur 1/90 der Staatsfläche Bayerns. Wahnsinn, denke ich mir, und bin ein wenig besorgt: Über was streiten diese beiden Alt-Politiker eigentlich? Die Versorgung der Bevölkerung mit Energieholz und Bauholz bricht zusammen, wenn wir ein paar wirklich urige, schützenswerte, alte Wälder in den nächsten Jahren nicht mehr umschneiden oder mit unseren schweren Maschinen drangsalieren, mit kaputtgewalzten Waldböden und zerstörter Bodenfruchtbarkeit und Wasserspeicherung, mit riesigen, monotonen Schneisen, die den Waldboden nackt der immer brennenderen Sonne ausliefern und jede Aufforstung bald schon im Keim verdorren lässt. Wahnsinn, denke ich mir, und bin traurig darüber: Können alte Männer so weit unsere schöne Natur verleugnen, dass sie deren Wunder nicht mehr sehen und die von uns geschlagenen Wunden einfach ignorieren?
Dr. Robert Atzmüller, 97522 Sand
Da ist er wieder, der Herr Sinner, der sich in die Bresche wirft, wenn es dem Wald zu gut, beziehungsweise denen, die diesen in erster Linie als Verdienstmöglichkeit sehen, immer noch nicht gut genug geht. Gleich im Verbund mit dem Ex-Agrarminister Helmut Brunner im Gepäck, von dem ich mir an anderer Stelle mal ähnlichen Einsatz beim Verbot von Glyphosat gewünscht hätte. Nicht bloß in den Privatgärten. Beides Minister im Ruhestand, aber sie können es offensichtlich nicht lassen, selbst ihren Nachfolgern aus der eigenen Partei in die Parade zu fahren. „Die Sorge um den Wald“, treibt sie um. Da kommen mir aber gleich die Tränen. Allerdings nicht der Rührung, sondern der Wut. Der Herr Sinner gibt sich immer gern als Naturfreund und Mensch aus dem Spessart. Dabei steht er in vorderster Linie, wenn es darum geht, unserem Spessartwald Schaden zuzufügen. Wer war denn für den Trinkwasserspeicher, der das Hafenlohrtal vernichtet hätte? Wer gegen den Nationalpark? Wer für dieses unsägliche „Eichenzentrum“? Und was ist mit der Christbaum-Monokultur im Sinngrund? Hauptsache ordentlich bewirtschaftet, oder? Und der Herr Brunner? „Bewirtschafteter Wald ist klimafreundlicher als stillgelegter Wald“, ist er zu hören. Vor allem ist so ein „bewirtschafteter Wald“ geldbörsenfreundlicher! So eine Buche kann mal locker 200 bis 300 Jahre alt werden, Herr Brunner, aber wenn sie mal abgeholzt ist, dann ist es vorbei mit CO2-Speicherung! Heimische Forstwirtschaft, in angebrachtem Maße, ja. Aber, tut mir leid, ich kann keine Befriedigung verspüren, wenn die Spessart-Eiche um die halbe Welt verschifft wird, damit beispielsweise Apple in Kalifornien damit Schreibtische baut!
Eberhard Schmidt, 97828 Marktheidenfeld