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Menschliches Leid lässt sich nur schwer gegenrechnen
Zu den Artikel „Reparationen: Polen fühlt sich diskriminiert“ und „Reparationen: Wurde Polen fair behandelt?“ (20.8.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 07.09.2019 02:11 Uhr

Zu den von Polen mit rund 800 Milliarden Euro bezifferten Kriegsschäden wird im Interview mit dem polnischen Außenminister mit keinem Wort erwähnt, dass am 23. August 1939 vor Kriegsbeginn am 1. September 1939 Deutschland und Russland sich in Moskau über einen gemeinsamen Angriff auf Polen und eine anschließende Gebietsaufteilung schriftlich verständigt hatten und auch so durchführten; von Forderungen Polens an Russland für deren Untaten hört man nichts. Übergangen wird insbesondere auch, dass nach Kriegsende rund ein Viertel des deutschen Reichsgebietes in Polen eingegliedert worden ist mit der Folge, dass Millionen von Ost- und Westpreußen, Pommern und Schlesier ihre Heimat verloren haben – nach Flucht und Vertreibung unter unsäglichem Leid an Tötungen, Misshandlungen und Vergewaltigungen.

Dr. Sigurd Lehmann-Tolkmitt, 97074 Würzburg

80 Jahre nach Kriegsende noch einmal Rechnungen aufzumachen, ist sicherlich ein nahezu unmögliches Unterfangen. Es besteht kein Zweifel, dass Deutschland die Welt in einen ungeheuren Kriegsstrudel gezogen hat, und kein vernünftiger Mensch wird die von deutschen Soldaten begangenen Kriegsverbrechen leugnen. Bezahlt haben dafür unsere Eltern. Nicht alle – es gab Gegenden in unserem Land, die kaum in das Kriegsgeschehen involviert waren –, aber sicherlich die Bewohner der östlichen Gebiete des damaligen Deutschen Reiches. Wer sich damit befassen möchte, dem stehen unzählige Berichte über Leiden und Sterben, über Flucht und Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung zur Verfügung. Natürlich lässt sich menschliches Leid nur schwer gegenrechnen. Was sich jedoch durchaus berechnen lässt, ist der Wert an Grund und Boden, an mobilem und immobilem Besitz. Mit der Übernahme Schlesiens, Ostpreußens, Pommerns und vieler deutscher Ortschaften in Mischgebieten erhielt Polen wertvolles Hab und Gut, gepflegte Anwesen, bestens bebautes Land. Ein hoher Preis, den die vertriebenen und geflüchteten Menschen stellvertretend für alle Deutschen bezahlen mussten. Ich kann nicht verstehen, warum der materielle Wert dieser Gebiete in den Berechnungen des polnischen Außenministers keinerlei Erwähnung finden und die beiden interviewenden Journalisten nicht eine einzige Frage dazu stellten. Sind 80 Jahre vielleicht doch zu lang, sind Tatsachen nicht mehr präsent, ist manches einfach vergessen? Dann sollte man wirklich nicht noch einmal mit Verhandlungen anfangen.

Hiltrud Böhm, 97348 Markt Einersheim

 
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