Es sollte auch für unsere Bundesregierung längst eine Selbstverständlichkeit sein, dass Unrechtsstaaten, die Menschenrechte mit Füßen treten, oder Länder, die von korrupten Eliten vertreten werden, nicht mit unseren Steuergeldern finanziert werden sollten. Leider ist das aber bereits Jahrzehnte hindurch geschehen. Über Fehler und Versäumnisse unserer Bundesregierung in Sachen Entwicklungszusammenarbeit ließe sich eine lange Liste aufführen. Es soll hier aber nur noch ein Beispiel angeführt werden: In seinem Leitartikel vom 5. Mai betont Herr Junginger auch die Absicht unseres Entwicklungsministers, angesichts der Migrationsbewegungen nach Europa auch Familienpolitik und die „Fluchtursachenbekämpfung“ in den Vordergrund seiner Arbeit zu stellen. Während nun die Vereinten Nationen seit vielen Jahren das übermäßige Bevölkerungswachstum in den Herkunftsländern als eine Hauptursache für Not und Migration aus diesen Ländern benennen und daher umfangreiche Programme der Familienplanung fordern, hat unser Minister deutlich gemacht, wie oberflächlich er bislang die Bekämpfung solcher Fluchtursachen handhabt. Die Vereinten Nationen, die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung und andere Organisationen betonen seit Jahren, dass allein in Afrika mindestens 214 Millionen Paare gerne Empfängnisverhütung betreiben würden, aber keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben. Minister Gerd Müller hingegen verkündet in einer Mitteilung seines Ministeriums, dass sein Ministerium es in drei Jahren geschafft hat für – sage und schreibe – acht Millionen Paare Maßnahmen gegen ungewollte Schwangerschaften zu ermöglichen. Deutsche Entwicklungspolitik!
Dr. Rainer Rosenbaum, 97273 Kürnach