Die Menschen müssten eigentlich genug haben vom Kriegsspiel jeglicher Art. Einst waren Kriegsspielzeuge verboten. Dafür stand auch die Forderung „Schwerter zu Pflugscharen“. Heute genügen nicht mehr Silvesterknaller. Pulverdampf, Kanonendonner und Säbelrasseln müssen wieder her, um ausufernde Gelüste der Spaßkrieger zu befriedigen. Diese Hobby-Militärhistoriker mit ihrem „Räuber-und-Gendarm-Spiel“ fahren nach Abschluss der Show wieder stolz in ihre Heimat zu ihren Familien und schwärmen von heiteren Erlebnissen. Können wir jetzt davon ausgehen, dass wir nächstes Jahr den Ersten Weltkrieg nachstellen? Wie soll dann im Jahre 2045 in Würzburg der 16. März „gefeiert“ werden? In Bad Kissingen wird im Jahr 2016 eine Schlacht des „Bruderkriegs“ – welch eine irreführende Bezeichnung – von 1866 durch uniformierte Trachtenvereine nachgestellt. Es waren die Landeslenker, die ihre Bevölkerung in den Krieg schickten. Es gab nur Not, Leiden, Schmerzen und Tod für alle involvierten Bevölkerungen. Dies ist kein Grund zum Feiern. Es ist ein Grund zum Gedenken der Geschundenen und Entrechteten. Übrigens: Das Völkerschlachtdenkmal wurde unter nationalistischem Gepräge des Kaiserreiches errichtet. Da war nichts mit einem geeinten Europa. Kriege sind ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Feiern erübrigt sich. In Deutschland gibt es bisher noch kein für die Bevölkerung jederzeit zugängliches Denkmal für die deutschen Soldatenopfer nach dem Zweiten Weltkrieg. Dies müsste uns doch zu denken geben.
Dieter Jonas, 97688 Bad Kissingen