Wie gut, dass Prof. Mischa Meier den Begriff Völker als das benennt, was er ist: ein Faktor unter anderen Faktoren, allerdings mit einem schillerndem Portfolio. Mit seiner Hilfe werden mehr Visionen konkurrierender als kooperierender Gemeinschaften befeuert. Je nach Einsatz dieses begrifflichen Werkzeugs kann seine Dynamik zu Sklaventum und Rassenwahn oder zu gelebter Völkerverständigung führen. Als Motor gesellschaftlicher Entwicklungen ist der Begriff Volk ähnlich janusköpfig wie der Begriff Religion. Gemessen am Kanon der Menschenrechte der Vereinten Nationen bräuchte man beide mehr Unglück als Glück bringenden Einteilungen der Menschen gar nicht, weil alle Menschen ungeachtet ihrer Herkunft und Religion von Geburt an gleich sind. Gemessen an der Art gerechter Verteilung der Ressourcen unseres Planeten wird man diese immateriellen Werkzeuge eher nicht aus der Welt schaffen wollen. Ob „Religionismus“, wie der nigerianische Literaturpreisträger Wole Soyinka die Instrumentalisierung von Religion nennt, Garant im Überlebenskampf der Menschheit sein kann, darf angezweifelt werden, zur ungewollten Wanderung von Menschengruppen hat er beigetragen. Ein Faktor in aufgenötigter Ortsveränderung von Menschen wird Religion bleiben, solange Menschen sich nicht einem Humanismus öffnen, wie ihn die Vereinten Nationen propagieren. Selbst dann würden Faktoren wie z.B. Klimawandel, überbordendes Wachstum oder Pandemien auch ohne Religion noch zu ungewollter Flucht und Wanderung von Menschen führen, sie wären aber einfacher zu beeinflussen.
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