Nachdem ich die Schlagzeile „Spaltung quer durch die Parteien“ auf der Titelseite dieser Zeitung gelesen habe, war ich mir einen Moment lang nicht sicher, ob ich die gleiche Sitzung zur Impfpflicht im deutschen Bundestag verfolgt habe wie der Verfasser. Ich habe die Debatte, wenn man die Beiträge vom rechten Rand des Plenarsaals mal ausklammert, als gute parlamentarische und demokratische Diskussion empfunden. Natürlich haben die Abgeordneten unterschiedliche Meinungen, Ängste und Bedenken, ja auch quer durch die eigenen Fraktionen. Das ist in dieser emotionalen Frage auch richtig und wichtig, es allerdings als Spaltung zu bezeichnen, halte ich für puren Populismus und entspricht nicht meinem Empfinden nach sachlicher Berichterstattung. Dass am Ende der Beratungen vielleicht ein zweistufiger Kompromiss, mit Impfberatungspflicht und altersabhängiger Impfpflicht die Mehrheit finden könnte, wäre aus meinem Verständnis eine gute Lösung, um die Gesellschaft in dieser emotionalen Frage wieder stärker zu vereinen.