Der Chefredakteur Ihrer Zeitung zieht nach einem Jahr Corona-Pandemie eine sehr bedrückende Bilanz. Größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, ungefähr 70 000 in Deutschland gestorben, usw.. Aber: Trotz todbringender Pandemie wurden die Medien nicht müde, die Einschränkung von Grundrechten in teilweise unverantwortbarer Weise zu kritisieren. In der Praxis sah das dann so aus, dass fast ausnahmslos alle einschränkenden Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung als falsch, nicht zielgerichtet, unverhältnismäßig, übertrieben, nicht nachvollziehbar, usw. in den Medien „kritisiert“ wurden. Journalisten machen Meinung, und wenn du das zum 100. Mal hörst, dann glauben die Menschen das auch! Wo sollen sich die Menschen dann noch die Motivation herholen, um sich z. B. an eine Kontaktbeschränkung zu halten? Dabei hat die Politik keine Chance, es richtig zu machen: Einmal wird der „Flickenteppich“ moniert, dann ist es zu undifferenziert, einmal zu spät, dann wieder überzogen früh, weil die Zahlen es nicht hergeben. Immer feste dagegen, immer kritisieren. Auch die Unzufriedenheit mit der Impfstoffpolitik wurde durch die gebetsmühlenartig negative Berichterstattung herbeigeredet. Insbesondere sei Deutschland zu langsam. Aber ich möchte genau diese Kritiker hören, wenn nach einer schnelleren – weil nicht so gründlichen – Notfallzulassung eines Impfstoffes ähnliche Dinge passieren wie bei Contergan. Meine Bilanz: größtes Versagen der Medien seit dem Zweiten Weltkrieg.
Thomas Müller, 97082 Würzburg