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Glaubenskongregation bleibt hinter ihren Maßstäben zurück
Zum Artikel "Entrüstung über Rom" (17.3.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 03.04.2021 02:17 Uhr

Es ist für mich nicht nachvollziehbar, warum die Segnung homosexueller Paare nicht möglich sein kann. Die Glaubenskongregation bleibt in zweierlei Hinsicht hinter ihren Maßstäben zurück: in der Bibelforschung ist es strittig, was das Neue Testament zur Homosexualität sagt; diese Diskussion wird in dem Dokument nicht sichtbar, es wird so dargestellt, als ob der biblische Befund die homosexuelle Lebensform generell als "sündig" verdamme. Dies entspricht nicht dem exegetischen Befund, denn die Diskussion der Bibelexperten ist lebhaft und kontrovers. Weiter bleibt diese Verlautbarung hinter den Standards des Zweiten Vatikanischen Konzils zurück. Dort ist festgehalten: "Vorausgesetzt, daß die methodische Forschung in allen Wissensbereichen in einer wirklich wissenschaftlichen Weise und gemäß den Normen der Sittlichkeit vorgeht, wird sie niemals in einen echten Konflikt mit dem Glauben kommen, weil die Wirklichkeiten des profanen Bereichs und die des Glaubens in demselben Gott ihren Ursprung haben" (Gaudium et Spes, Nr. 36). Man sollte doch zur Kenntnis nehmen, dass Homosexualität im Internationalen Krankheitsverzeichnis, das von der WHO herausgegeben wird (ICD) nicht als Krankheit bezeichnet wird. Von daher sind "Konversionstherapien" verboten. Ein so tief verwurzeltes Gefühl, das die Anziehung zum gleichen Geschlecht ist, als Sünde zu kennzeichnen, verkennt die innere Situation dieser Menschen, mißachtet ihre Gefühlswelt, ihre Beziehungen, die in gleicher Weise liebevoll, aber natürlich auch konflikthaft sein können wie die heterosexueller Menschen.  Auch mit dem humanwissenschaftlichen Sachstand setzt sich das Dokument nicht auseinander. 
Schon in früheren Jahrhunderten hat sich die Kirche aus einem aus heutiger Sicht falschem Verständnis der Bibel, gegen naturwissenschaftliche Erkenntnisse gewehrt: dass sich die Sonne um die Erde dreht, wurde mit Bibelzitaten(Gen. 1, 7-10) zu beweisen versucht. Kopernikus, Kepler, Galilei, Newton hatten sehr zu kämpfen, bis ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse Anerkennung fanden, dass es umgekehrt ist.  1633 wurde Galileo Galilei der Prozess gemacht, wegen " …eine(r) falsche Lehren, die durch viele unterrichtet wurde, nämlich, dass die Sonne in der Mitte der Welt unbeweglich ist und dass die Erde sich bewegt“ Wikipedia, Heliozentrisches Weltbild). 1757 wurde der Bann gegen die Werke aufgehoben, die das heliozentrische Weltbild vertraten (ebd.). Wird es bei der Homosexualität ebenso lang dauern?

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