Die gemeinsame Abi-Prüfung ist endgültig gescheitert. Da hat man sich im Schulwesen vor einigen Jahren endlich mal zu einer Maßnahme durchgerungen, die eine gewisse Integrität unseres Schulsystems versprach – wenigstens in drei Fächern des Abis sollten deutschlandweit die jährlichen Prüfungsfragen aus einem einheitlichen Pool den ersten Schritt in die richtige Richtung bedeuten – weit gefehlt. Mit Pauken und Trompeten ist dieser Ansatz an der schulkulturellen Vielländerei gescheitert, Länder akzeptieren die Vorgaben nicht oder werten die Prüfungsergebnisse beliebig auf oder schieben eine mündliche Prüfung nach – welch ein Chaos. Und das in einer Zeit der Europäisierung und Globalisierung – im steten Wettbewerb mit bereits meilenweit entrückten Ländern. Deutschland, führendes Industrieland, Land mit Anspruch auf Weltspitze in Forschung und Entwicklung, bringt nicht einmal dies zu Wege, geschweige denn eine dringend notwendige Reform des Schulwesens, weg von der „ländervielstaatlichen“ Hoheit im Bildungswesen. Der erhoffte Wettbewerbseffekt hat in allen vergangenen Jahrzehnten keinerlei Wirkung gezeigt, im Gegenteil, die Zersplitterung hat zugenommen. Um das zu lösen, müssten konsequent die Vorgaben von Lehrbüchern, Lerninhalten, Prüfungsbedingungen bis hin zu konkreten Prüfungsfragen wie auch die einheitliche Entwicklung von Schulkonzepten bundesweit aus einer Hand kommen und zielgerichtet durchgesetzt werden, nur vom Bund, zusammen mit den Ländern oder auch ohne deren Einverständnis.
Dr. Dietmar Haupt, 97447 Frankenwinheim