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Gegenseitige Toleranz und Methodenvielfalt machen die Welt lebendiger
Zum Artikel „Verschwindet die Homöopathie aus den Praxen“ (1.3.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 14.03.2021 02:15 Uhr

Tatsächlich ist die Homöopathie eine Zumutung an einen wissenschaftlich geprägten Verstand. Nach meinem Medizinstudium konnte ich auch nicht daran glauben; und ich kann mich noch gut an die größte Überraschung meines Berufslebens erinnern: Als ich die hohe, spezifische Wirksamkeit potenzierter Globuli zum ersten Mal selbst beobachtet habe. In 35 Jahren Praxis haben sie sich mir bewährt: Mit einer minimalen Gabe kann man viele medizinische Alltagsprobleme lösen und gar nicht so selten werden auch tiefe Heilprozesse angestoßen. Eigentlich sollte eine solche Herausforderung – die Wirksamkeit so winziger Dosen – wissenschaftliche Neugier wecken, stattdessen bewirkt sie eine Abwehrhaltung und Anfeindung. So ist die Initiative zur Abschaffung der Zusatzbezeichnung entstanden. Ich halte Feindschaft für den falschen Weg. Im Gegenteil glaube ich, dass wir aus den Schützengräben herauskommen sollten. Offenheit für den anderen, gegenseitige Toleranz und Methodenvielfalt machen die Welt lebendiger und interessanter. Aus meiner Sicht wäre die Abschaffung der Zusatzbezeichnung Homöopathie eine Tragödie. Wer beispielsweise jemals die segensreiche Wirkung der Globuli in schwierigen Palliativsituationen erlebt hat, ist einfach nur dankbar dafür, dass zusätzlich zur Schulmedizin diese 200 Jahre alte Methode sich immer wieder als hilfreich erweist. Die Zusatzbezeichnung gewährleistet eine solide Ausbildung. Vielleicht ist abschließend das folgende Bild für das Verständnis der Homöopathie in der heutigen Zeit hilfreich: Die Globuli wirken wie eine Software, sie übermitteln eine Information an den erkrankten Organismus, vorher blockierte Heilprozesse können mit dieser Information in Gang kommen.

Dr. Joachim Stürmer, 97074 Würzburg

Die Diskussion um die Homöopathie ist so alt wie die Homöopathie selbst. Sie verläuft in Zyklen und spiegelt die jeweilige Befindlichkeit der Gesellschaft wider. Nach einer Periode des Liberalismus gewinnen augenblicklich reduktionistische Strömungen die Oberhand. Als Mensch und potenziell als kranker Mensch frage ich mich allerdings, ob ich als evidenzbasierte Ansammlung von Symptomen evidenzbasierten Therapie-Optionen zugeführt werden möchte oder in meiner gesamten Erscheinung als Mensch und in meinem psychosozialen Kontext wahrgenommen werden möchte. Ich plädiere entschieden dafür, dass wir uns die Freiheit erhalten, den Menschen als Ganzes wahrnehmen und behandeln zu können.

Dr. Jochen Lahl, 97070 Würzburg

 
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