Drei Journalisten befragen ganz brav und vorsichtig auf einer ganzen Seite Ihrer Zeitung Post Friedrich Merz zu seinen Zielen; er antwortet selbstbewusst, wie er sich seine Zukunft als Politiker und die Zukunft Deutschlands vorstellt. Auf die Frage nach seiner Arbeit bei Blackrock, die ihm viel Kritik eingebracht hat, antwortet er unter anderem: "Ich habe in diesem großartigen Unternehmen gut vier Jahre sehr gern gearbeitet, und ich werde mich dafür nicht entschuldigen. Ich habe das Amt niedergelegt, weil ich mich nochmals mit ganzer Kraft in der Politik engagieren möchte. Und dabei will ich natürlich auch nur den Anschein eines möglichen Interessenkonfliktes vermeiden." Ach, wie hehre Sätze kommen da zutage. Hat er vergessen, dass er in seinem politischen Leben sehr wohl schon viel Geld durch Nebeneinkünfte in der Wirtschaft verdiente? Hat er vergessen, dass er sich vehement wehrte, seine Nebeneinkünfte während seines Bundestagsmandats offen zu legen? Glaubt er, Blackrock hat ihn nur eingestellt, weil er ein guter Jurist war, sondern auch weil er durch seine Verbindungen zur Politik für Blackrock nützlich war. Aber keiner der Journalisten machte zu seinen Antworten eine kritische Bemerkung. Aber der Gipfel war dann die zynische Frage: "Wollt ihr in der Politik nur noch Leute wie Kevin Kühnert, die ohne Ausbildung und Examen ihr ganzes Leben aus öffentlichen Kassen gelebt haben?" Hat er auch da vergessen, dass auch er mehr als 20 Jahre seines Lebens aus öffentlichen Kassen gut gelebt hat? Ich dachte immer die Arbeit eines Politikers ist so zeitaufwendig, dass man nicht nebenher arbeiten kann, aber Friedrich Merz belehrte uns, dass Nebeneinkünfte normal seien. Dieses Interview war kein Ruhmesblatt für den kritischen Jounalismus.
Hilde Herold, 97218 Gerbrunn