Man reibt sich verwundert die Augen: Entwicklungshilfeminister Gerd Müller von der CSU sagt, wir dürften nicht zur Normalität der alten Globalisierung zurückkehren und wir hätten schon viel zu lange den Raubbau an den Ressourcen, wie die Rodung der Tropenwälder, hingenommen. Das sagt ein Mann, der einer Partei angehört, die sieben Jahrzehnte lang dem Raubbau nicht nur zugesehen hat, sondern ihn gewollt und gefördert hat – und das auch im eigenen Land. Immer mehr Autobahnen und Gewerbegebiete, Neubaugebiete, Flughäfen, Versiegelung von Flächen, Zerstörung von Naturräumen. Mit dem Fetisch vom ewigen Wirtschaftswachstum und der glückselig machenden Wirkung von immer mehr Geld, immer mehr Zusammenraffen und Haben von materiellen Dingen, immer mehr Fernreisen. Eine Partei, die die Globalisierung bejubelte und die jeden, der das System hinterfragte und kritisierte, als „linke Spinner“ abgetan hat. Dabei hat der Raubbau an der Natur in anderen Kontinenten auch mit unserem System zu tun: Die Schickimickis brauchen Teakholz in der Wohnstube und lateinamerikanische Rindersteaks auf dem Teller. Ganz konsequent will ja Entwicklungshilfeminister Müller nachhaltige Wirtschaftssysteme nur in den „Entwicklungsländern“ fördern und dabei mit dem Internationalen Währungsfonds zusammenarbeiten, quasi den Bock zum Gärtner machen. Und um zu der späten Einsicht zu kommen, hat Minister Müller einen Virus gebraucht, der momentan angeblich so katastrophal ist und trotzdem angeblich für alles eine Chance bietet. Scheinheiliger geht es nicht!
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