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Fast schon zynisch
Zum Leitartikel „Syrien leidet unter einem Stellvertreterkrieg“ (9.7.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 22.07.2019 02:11 Uhr

Nein, das Elend in Libyen begann nicht, wie der Kommentator meint, mit der Verhaftung eines deutsch-tunesischen UN-Spezialisten. Das Elend begann mit dem Beschluss des Westens, den libyschen Regierungschef Gaddafi wegzubomben. Mag sein, dass dessen Regime verbrecherisch war. Aber so viele Verbrechen konnte Gaddafi gar nicht begehen, wie jetzt in Libyen Alltag geworden sind. Überall da, wo der Westen mit Gewalt versucht, entweder durch direktes Bombardement (Libyen, Irak, Afghanistan) oder durch militärische Unterstützung von Rebellengruppierungen (Syrien) ihm unliebsame Regierungen zu eliminieren, hinterlässt er Chaos, Bürgerkrieg und Elend. Ein ähnliches Schicksal droht dem Iran. Man kann doch nicht im Ernst erwarten, dass durch von außen herbeigeführten gewaltsamen Sturz von Regierungen Demokratien entstünden – in Ländern, in denen demokratische Strukturen keine Tradition haben. Dass man die eigentlichen Ursachen der Bürgerkriege hierzulande konsequent vertuscht, wirkt schon fast zynisch.

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