Gesprächspartner in diesem Interview ist Werner Schulz, sintemal DDR-Bürgerrechtler und über die Wahlliste der Grünen Mitglied von Bundestag und EU-Parlament. Zum Wahlerfolg der AfD in Sachsen, Brandenburg und Thüringen gefragt, äußert er, „… das Protest-Phänomen AfD wird nicht anhalten. Es ist nicht viel dahinter.“ Der wackere Leser kann sich allerdings mit so einer unfundierten Behauptung nicht zufriedengeben. Die Interviewführung hätte an dieser Stelle Werner Schulz unbedingt fragen müssen, wie dieser seine Eintagsfliegen-Hypothese begründe. Denn in dem, was Werner Schulz hier sagt, paart sich eine extrem starke Meinung mit einem ebenso schwachen Argument. Argumente scheinen für gewisse Kreisen überhaupt verzichtbar. Die AfD ist aus dem Protest gegen die Alternativlosigkeit der Euro-Währungs-Rettung als Ein-Themen-Parteien hervorgegangen. Eine Ein-Themen-Partei kann in der Wählergunst aufsteigen, aber auch, wenn die strittige Frage an Schärfe verliert, rasch wieder in die Bedeutungslosigkeit sinken. Schwindende Bedeutung war aber nicht der Fall. Im Gegenteil. 2015 verlor die AfD den Status einer Ein-Themen-Partei, indem sich zur Euro-Rettung die Migrationsfrage gesellte. Wenn Ein-Themen-Parteien sich über zwei oder drei Wahlperioden hinaus auf der politischen Bühne zu halten vermögen, erweitern sie gewöhnlich ihr politisches Programm über das Kernanliegen hinaus, das bei ihrer Gründung Pate stand. Diese Entwicklung dürfte die AfD bereits genommen haben.
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