Wenn Ihnen der „Geruch von Sägespänen“ so gut gefällt, empfehle ich Ihnen eine Schreinerei. Sich aber daran zu ergötzen, dass Wildtiere zu etwas gezwungen werden – und etwas anderes ist es nicht! – , das empfinde ich als sehr bemerkenswert. Sie schreiben von 250 Jahren Kulturgut. Das war damals schon falsch, wie vieles in der Kolonialzeit. Daran, was man vor Jahrhunderten für richtig hielt, haben wir heute noch zu knabbern. Siehe die Vereinigten Staaten. Und dann diese fragwürdigen Zitate aus Studien: „Die große Mehrheit der Tiere befand sich in gutem oder sehr gutem Zustand“. Welche Tiere waren das? Die Gänse? Und was ist mit dem mentalen Zustand? Ein Tiger oder Löwe hat in der Natur quadratkilometergroße Flächen zur Verfügung. Und wird in ein paar Quadratmeter eingesperrt. Wissen Sie, was das bedeutet? Nicht? Fragen Sie mal die Menschen, die im Frühjahr nicht mal zwei Wochen in ihrer eigenen Wohnung ausgehalten haben. Und dann die Biologen, die feststellen, dass Elefanten oder Löwen im Zirkus deutlich mehr Abwechslung haben, als im Zoo. Jedem, der darüber schon einmal mehr als eine Sekunde nachgedacht hat, ist klar, was für ein Schmarrn das ist. Weil sie hier wie da am falschen Ort sind! Im Zirkus mag mehr Abwechslung sein, aus lautstarken Manegen würde jedes Tier flüchten, wenn es die Chance dazu hätte. Mal von den Transporten ganz zu schweigen.
Eberhard Schmidt, 97828 Marktheidenfeld
Ich war schon sehr unangenehm überrascht, als ich den Samstagsbrief Ihres Redakteurs Eike Lenz lesen musste. Eine so beherzte Verteidigung für einen offensichtlichen Missstand in unserer Kulturlandschaft hätte ich nicht erwartet. Schon in der Überschrift wird klar, warum das Ansinnen der Tierschützer in Deutschland richtig ist, denn es handelt sich bei dem Streitobjekt um wilde Tiere. Egal wie viele Studien Herr Lenz auch zitieren mag, um zu beweisen, dass es den Tieren „gut“ geht, Löwen, Tiger und Elefanten können in einem Zirkus einfach nicht artgerecht gehalten werden. Ebenso widerspricht das Antrainieren von Kunststücken nicht dem Naturell dieser Geschöpfe. Es ist einfach, zur Rechtfertigung der Zirkus-Haltung einen Vergleich mit Zoos und Tierparks heranzuziehen, welchen ich ebenfalls äußerst kritisch gegenüberstehe. Der Normalfall ist und bleibt aber das Leben in freier Wildbahn, und da sind und bleiben kleine Käfige, häufiges Reisen und unnatürliches „Training“ Tierquälerei. Beim Wildtierverbot in Zirkussen liegt Deutschland übrigens, ähnlich wie beim Tabakwerbeverbot oder der Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen, weit hinter den europäischen Nachbarn zurück. Ich bin mir bewusst, dass in Gefangenschaft geborene, und aufgewachsene Tiere nicht einfach so ausgewildert werden können. Dennoch wird es Zeit, die Praxis der Wildtierattraktionen endlich zu beenden, denn sie fußt auf dem arroganten Selbstverständnis, dass der Mensch sich die Natur zum Untertan machen darf. Was dies im schlimmsten Fall bewirkt, sehen wir ja längst am katastrophalen, selbst verschuldeten Klimawandel.
Thomas Lauer, 97199 Ochsenfurt