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Entrechtung und Unterdrückung ganzer Volksgruppen muss benannt und verurteilt werden dürfen
Zum Leitartikel „Der Terror der Hamas verfehlt sein Ziel“ (15.5.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 31.05.2021 02:13 Uhr

Jede abgefeuerte Rakete, gleich aus welcher Richtung, ist zu verurteilen und jeder tote oder verletzte Mensch, egal auf welcher Seite, ist zu beklagen in diesem komplexen, verfahrenen und leidvollen Konflikt. Geradezu unsäglich ist jedoch das vorsätzliche Verschweigen der jahrzehntelangen Hintergründe der israelisch-palästinensischen Gewaltspirale in der medialen und politischen Darstellung: der Vertreibung von über 750 000 Palästinensern aus ihrer Heimat1947/48 und Missachtung ihres in der UN-Resolution 194 dargelegten Rückkehrrechts, der fortdauernden israelischen Besatzungsgewalt über die Palästinensergebiete mit ihrem Apartheidscharakter, der rabiaten und völkerrechtswidrigen Siedlungspolitik und der vielfachen Diskriminierung der israelischen Palästinenser. Politisches Versagen mit systematischer Entrechtung und Unterdrückung ganzer Volksgruppen muss benannt und verurteilt werden dürfen, ganz gleich, von wem es ausgeht. Welche Dimension es einnimmt, zeigt die kürzlich erschienene Studie von Human Rights Watch „A Threshold Crossed – Israeli Authorities and the Crimes of Apartheid and Persecution“. Wer ebendieser Politik – anders als der Existenz – des Staates Israel unsere uneingeschränkte Solidarität ausspricht und sie als Konfliktursache verschweigt, tut dies nicht in meinem Namen.

Eva Peteler, 97080 Würzburg

Die Hamas ist eine Terrorbande, so der Leitartikler. Weiß dieser Herr nicht, dass es sich bei der Hamas um die vom Volk gewählte Regierung des Gaza-Streifens handelt? Er sollte es wissen. Und er sollte auch wissen, dass dieser neuerliche Ausbruch von Gewalt nicht von Hamas, geschweige dem Iran, ausging, sondern ein israelisches Gericht hat in diesen Tagen die Vertreibung palästinensischer Familien in Ost-Jerusalem zugunsten jüdischer Siedler für rechtmäßig erklärt. Bei den anschließenden Protesten ist die israelische Polizei mit brutaler Gewalt gegen die Demonstranten vorgegangen und hat den Tempelberg mit der Al Aksa-Moschee besetzt. Israelische Polizei hat indes keinerlei Recht auf Gewaltanwendung, Amtshandlungen oder auch nur Anwesenheit in Ost-Jerusalem. Zudem ist zu fragen, ob seit 1948 Palästinenser israelische Häuser, Dörfer, Olivenhaine und Friedhöfe plattmachen, ob die Palästinenser die historische Erinnerung der Israelis, ihre Identität zerstören wollen. Israel ist es, das fortgesetzt Landraub und ethnische Säuberung – die Vertreibung der indigenen Bevölkerung betreibt, ganz wie einst ihr Vorbild, die USA. Und dies alles im Gegensatz zur Balfour-Deklaration von 1916, die die Gründung eines Staates Israel erst ermöglichte, wo es hieß, dass nichts getan werden darf, was die Bürgerrechte und religiösen Rechte der in Palästina lebenden nicht-jüdischen Bevölkerung nachteilig betrifft.

Hans Schwinger, 97525 Schwebheim

 
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