Die vielen Krisen, allen voran die schwelenden Schulden-, Klima- und Vertrauenskrise zeigen auf, dass nicht nur die Querdenker in die falsche Richtung laufen. Vielmehr ist die gesamte christlich zivilisierte Gesellschaft auf dem Weg in die Sackgasse – und dies kann man nicht oft genug ansprechen. Denn jedes (religiöse oder politische) System kann nur überleben, wenn es sich stetig reformiert. Und die jeweiligen Funktionäre sind träge und reformieren nur, wenn sie stetig kritisiert werden. So hat zum Beispiel die christliche Kirche ab ihrer Gründung im vierten Jahrhundert bis zur Aufklärung, also circa dreizehn Jahrhunderte jegliche Kritik verboten – und jetzt ist sie im Aussterben begriffen. Die Querdenker sind also nur ein Spiegelbild der Gesellschaft, wenn auch nur ein verzweifeltes. Es wäre nicht nur für ihre Auflage sondern für die Demokratie gut, wenn diese Tageszeitung mehr den Main-Stream kritisieren und damit ihre Funktion als außerparlamentarische Opposition hervorheben würde. Wie sagte mal der Ökonom Mark Otte: „Wenn man die freie Meinungsäußerung nicht nutzt, nutzt sie sich ab.“
Alfred Semmel, 97234 Reichenberg