Dies lässt sich für alle, die Ironie verstehen, mit einem Beispiel, das sich in den Jahren nach 1950 bei den Bayreuther Festspielen zugetragen hat, erklären: Der Dirigent Knappertsbusch war bei einer Probe mit dem Vortrag einer Sängerin nicht einverstanden, unterbrach die Probe, warf den Taktstock weg und sagte sehr laut und deutlich in Richtung der auf der Bühne stehenden Sängerin: „Was singt denn die Kuh dort oben?“ Darauf die Sängerin entgegnete: „Was der Ochs da unten dirigiert!“ Dieses Beispiel macht meines Erachtens die in der Überschrift dargelegten Probleme mehr als deutlich. Nach der Fußball-WM 2014 und der daraus resultierenden Überheblichkeit des Bundestrainers Löw propagierte er ein total übertriebenes System des Ballhaltens, des Ballbesitzes und verkündete auch, dass er ohne Mittelstürmer plane. Das war seine erklärte Philosophie, die er auch seinen Spielern aufzwang und konsequent durchzog. Die meines Erachtens daraus resultierenden Pleiten, insbesondere das Versagen der Nationalmannschaft in Russland, waren die Folge. Dass auch den Spielern der Spielwitz, die Innovation, die Schnelligkeit und der Siegeswille auf Grund dieser absurden Philosophie abhandenkamen, darf nicht verwundern. Aber statt sich selbst das eigene Versagen einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen, ist die neue Philosophie: Die Alten müssen weg und die Jungen ran, was bei vielen erfahrenen Fußballexperten auf Unverständnis stößt. Ein neuer, erfahrener und erfolgreicher Trainer wäre als Bundestrainer die richtige Lösung gewesen.
Helmuth Hufnagel, 97318 Kitzingen
Für Bundestrainer Löw scheinen sie nicht zu gelten, die so oft im Bundesliga-Alltag zitierten „Gesetze des Marktes“, nämlich dass die sportliche Leitung bei andauerndem Misserfolg entweder selbst zurücktritt oder entlassen wird. Diesen Marktmechanismus hat Jürgen Klinsmann bei seiner Kritik an Löw auch gemeint („Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, musst du irgendwann gehen“). Wir alle wissen von der längeren Negativspirale der deutschen Nationalmannschaft, die im grandiosen Scheitern bei der WM in Russland ihren Höhepunkt hatte. Man mag sich erinnern, wie selbstsicher Löw damals seinen Kader nach dem Leistungsprinzip (außer Torwart Neuer) zusammenstellte, damals einen Spieler Leroy Sané trotz glänzender Leistungen bei seinem Verein Manchester City abwies und wie er im Umgang mit dem Spieler Nils Petersen, den er von Anfang an nur als Kandidat zur Kaderergänzung einlud, charakterliche Qualitäten vermissen ließ. Ja, wo war es denn, das flexible Eingreifen des Bundestrainers, der Lösungen hätte finden müssen, als es von Spiel zu Spiel immer schlechter lief? Jetzt proklamiert er eine „neue Zeitrechnung“, die gepaart sein soll mit „Tempo und Dynamik“. Und plötzlich erkennt auch er die „außergewöhnlichen Fähigkeiten“ von Leroy Sané. Aber Löw wäre nicht Löw, hätte er nicht für den Fall weiteren Misserfolgs vorgesorgt: „Zeit geben“ will er den Spielern, fordert „bei etwaigen Rückschlägen Nachsicht“, und er selbst wisse ja sowie „mit Druck umzugehen“. Er, der als Bundestrainer sowieso nur die hervorragende Arbeit der Vereinstrainer abschöpft, wird seinen Vertrag aussitzen.
Oskar Schmitt, 97078 Würzburg