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Durch Bevormundung angestrebte Umerziehung des Lesers über die Sprache
Zu Artikeln zum Thema "Für eine Sprache ohne Diskriminierung":
Redaktion
 |  aktualisiert: 06.08.2021 02:17 Uhr

Es war klar und absehbar, dass nach der Entscheidung mehrerer deutschsprachiger Nachrichtenagenturen, in Zukunft "diskriminierungssensibler" berichten zu wollen, die Zeitungen der Tagespresse, die auf die Beiträge  dieser Agenturen in hohem Maße angewiesen sind, dem Beispiel der Nachrichtenagenturen folgen würden. Nun also auch die Mainpost . Leider! Nolens volens, weil es zwangsläufig nicht anders geht oder aus Überzeugung? Die Behauptung des Chefredakteurs, Untersuchungen (welche?) würden "die Folgen rein männlicher Bezeichnungen eindrucksvoll belegen", als Begründung für die Entscheidung, künftig "Texte so zu formulieren, dass sich alle Leserinnen und Leser angesprochen fühlen", ist schon im Ansatz sehr fragwürdig und kann nicht überzeugen. Denn bei der Verwendung des generischen Maskulinums handelt es sich eben nicht, wie behauptet, um "rein männliche Bezeichnungen". Wenn, wie behauptet wird, "die meisten Menschen"sich durch das generische Maskulinum nicht angesprochen fühlen, dann liegt das nicht an der Sprache, sondern daran, dass bedauerlicherweise die Betreffenden offensichtlich die sprachliche Bedeutung des generischen Maskulinums nicht verstehen oder mißverstehen bzw. liegt das sicherlich auch daran, dass ihnen das von Vertretern der Gendersprache nun schon seit Jahren permanent eingeredet wird. Leider nun auch von der Mainpost. In Wirkichkeit ist das generische Maskulinum sexus-und genderneutral, dient meistens der Bezeichnung von Gruppen im Plural und wird korrekterweise dann verwendet, wenn es auf Geschlechtszugehörigkeit eben nicht ankommt. Man muß kein Linguist sein, um zu verstehen, dass die Aussagen der Sätze: "Der Wähler hat entschieden " oder "Die Wähler haben entschieden" geschlechtsneutral sind und diese Satzaussagen daher Frauen, Männer und alle möglichen Diversen gleichermaßen ansprechen. Das generische Maskulinum empfiehlt sich daher geradezu als ein besonders geeignetes sprachliches Mittel für eine "diskriminierungssensible Berichterstattung und gendergerechte Sprache." Den Vertretern einer gendergerechten Sprache lässt sich das heute leider nicht mehr vermitteln. Ihnen erscheint das generische Maskulinum als Machtmittel eines patriarchalischen Systems, das Frauen auch sprachlich marginalisiere, ja ausgrenze. Bedauerlicherweise trifft diese Sichtweise auch für einen Teil Ihrer Redaktion zu, denn unter den zwanzig Mitarbeitern, deren Meinungen als "Stimmen aus der Redaktion" abgedruckt sind, lassen elf aufgrund ihrer Äußerungen zumindest die Vermutung zu, dass sie die grammatische Bedeutung des generischen Maskulinums nicht richtig verstehen. Das ist zwar nicht repräsentativ für die gesamte Redaktion, aber doch ein erschreckend hoher Anteil, wenn man bedenkt, welchen Stellenwert Sprache und Sprachverständnis in der beruflichen Tätigkeit dieser Mitarbeiter haben. Großes Kompliment und Anerkennung hingegen für Frau Nadine Klikar sowie die Herren Gerhard Fischer und Herbert Scheuring, die mit ihren eindeutig formulierten Stellungnahmen Sprachverständnis und Mut bewiesen haben. Angetrieben von den Ideen einer aggressiv auftretenden ideologisch verblendeten Minderheit, die sich als besonders intellektuell geriert, und ausgehend von fragwürdigen Behauptungen, die nicht überzeugen können, hält es  die Mehrheit der Redaktion jedoch für ihre Pflicht, dem Leser eine aus ihrer Sicht "gendergerechte Sprache"aufzwingen zu müssen, obwohl das laut einer Umfrage von Infratest DIMAP (23.5.2021) 65 Prozent der Bevölkerung ablehnen. Das ist aus meiner Sicht eine inakzeptable Anmaßung. Eine durch Bevormundung angestrebte Umerziehung des Lesers über die Sprache, verbunden mit erheblichen verunstaltenden Eingriffen in die Sprache, die ich bisher nur in Diktaturen für möglich gehalten habe, lehne ich ganz entschieden ab.

r, Hartmut Schneider, 97218 Gerbrunn

 
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