Es mag ja in Zeiten von Donald Trump und Boris Johnson verständlich sein, wenn man dazu geneigt ist, der deutschen Kanzlerin aufgrund ihres unauffälligen Führungsstils Tribut zu zollen. Herr Lange geht mit seinem Leitartikel anhand der Faktenlage dennoch zu weit. Vergleicht man im Angesicht der Klimakrise die Anstrengungen Deutschlands mit denen unserer Nachbarn, so ergibt sich dann doch ein recht erbärmliches Bild. Nein, die Politik kann nicht alles regeln und verbieten, Frau Merkel hat in den letzten 14 Jahren den Rahmen ihres möglichen Handels aber nicht einmal annähernd ausgeschöpft. Während weltweit Industrienationen Benzin- und Dieselfahrzeugen ein Enddatum innerhalb der nächsten zehn Jahre gesetzt haben, kuscht die Union vor der Autolobby. Ebenso sind CO2-Steuern in mehreren Staaten Europas längst Standard. Ja, die CDU/CSU ist seit Jahren stärkste Kraft bei Bundestagswahlen, aber seitdem der Klimawandel auch hierzulande spürbar wird und sich die Wissenschaft mit der aufbegehrenden Jugend solidarisiert hat, sinkt der Stern der „Klimakanzlerin“ und die Grünen liegen in Umfragen gleichauf. Was die SPD angeht, vergisst Herr Lange, dass es gerade die Union war, welche die durchaus ambitionierten sozialdemokratischen Umweltministerinnen die letzten Jahre behindert hat. Wo war da die Richtlinienkompetenz der Regierungschefin?
Thomas Lauer, 97199 Ochsenfurt