Die Krise trifft uns alle unvorbereitet
Zum Artikel "Angst vor Corona" (29.2.):
Was vor zwei Wochen noch eher beiläufig zur Kenntnis genommen wurde, zeigt mit der kurzfristigen Absage der ITB Berlin die ganze internationale Bedrohungslage, die nun auch auf Deutschland zurollt. Die weltweit mit zehntausend Ausstellern größte Reisemesse hatte im Vorjahr einen Umsatz von sieben Milliarden Euro Umsatz verzeichnet. Ein gravierender Verlust also nicht für das gesamte Messegeschäft am Funkturm, sondern auch für Handwerker, Spediteure, Hotels, Gastgewerbe, Bahnverkehr, Airlines und Taxifahrer. Die Konsequenzen sind derzeit wie parallel beim ebenfalls abgesagten Genfer Autosalon nur zu erahnen. Sie zeigen aber das ganze Ausmaß der Gefahr. Wie steht es vor allseits drohender Influenz um geplante Veranstaltungen in geschlossenen Räumen? Von Tagungen, Ausstellungen und Kongressen über Konzerte, Musikfestivals, Feriendomizile, Museen, Theater, Kino bis hin zu Familientreffen und Gottesdiensten. Nicht zuletzt um den öffentlichen Personenverkehr auf Straße, Schiene, auf dem Wasser und in der Luft muss man sich sorgen.
Die Auswirkungen reichen in den gesamten Beschäftigungssektor bis zum Thema Mindestlohn. Die Börsenkurse purzeln, eine deutliche Rezession der Weltwirtschaft kündigt sich an. Vorbei zunächst die sonnigen Zeiten deutscher Export- und Reiserekorde. Die Krise trifft uns alle unvorbereitet. Doch Angst- und Panikmache wären auch hier die falschen Ratgeber. Es ist ein schmaler Grad zwischen Vorsorge und Hysterie, der sich hier auftut. Die tatsächliche Dimensionen betreffen einheitlich Medizin, Forschung, Wirtschaft und Politik. Also jeden einzelnen von uns. Dennoch, an offenen Grenzen, Handelswegen, wie der Globalisierung führt kein Weg mehr vorbei. Es ist wie bei Völkerverständigung und Klimaschutz. Unser uns anvertrauter Planet Erde, das Leben auf der Welt, sind längst zu eine festen Einheit zusammengewachsen. Sie gilt es gemeinsam zu schützen. Nicht erst im Katastrophenfall. Das eröffnet bei allen jetzt dringlich persönlichen Vorbeugungsmaßnahmen auch Chancen. Wenn alle wollen und handeln.
Jochen Freihold, 14052 Berlin
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