Tausende Mütter mit Kindern kommen seit drei Wochen aus der Ukraine in unser Land. Vorbildlich rücken viele einheimische Familien in ihren Häusern enger zusammen und bieten eine Unterkunft für erschöpfte, traumatisierte Flüchtlinge. Vor einer Woche habe ich mich über eine Info im Radio gefreut: „Das Kloster Ettal bietet Zuflucht für ukrainische Flüchtlinge!“ Leider vermisse ich Schlagzeilen über Entscheidungen der Bischöfe in unserer Republik: Wir öffnen die Türen der leer stehenden, ungenutzten Wohnungen, Gebäude im Kirchenbesitz. Wie lange wird es wohl dauern, bis die Medien wieder von dramatisch hohen Kirchenaustritten berichten? Mutige Konsequenz ist die Stärke der Christen.
Viktor Dengel, 97297 Waldbüttelbrunn
Die Hilfs- und Spendenbereitschaft gegenüber den Geflüchteten aus der Ukraine seitens der Bürgerinnen und Bürgern der EU ist mehr als beeindruckend. Und auch, was die Nachbarländer - allen voran Polen - leisten, ist erheblich. Trotzdem muss man sich fragen, wo denn dieses Engagement war, als nicht einmal vor einem halben Jahr Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak vom weißrussischen Machthaber Lukaschenko an die polnische Grenze getrieben wurden? Damals wäre es relativ unkompliziert gewesen diese frierenden Menschen in das EU-Land zu lassen und sie mit dem Nötigsten zu versorgen. Danach hätte man sie verteilen, und per Schnellverfahren über ihren Asylstatus entscheiden können. Stattdessen sperrte die gleiche polnische Regierung, gegen die ein EU-Vertragsverletzungsverfahren wegen Verstößen gegen die Rechtsstaatlichkeit läuft, die Grenzregion ab und traktierte die Menschen mit Wasserwerfern und Stacheldraht. Ob wir traumatisierten Kriegsopfern helfen oder sie verstoßen, hängt demnach davon ab, aus welchem Kulturkreis sie stammen. Gemessen an unseren Ansprüchen, was Menschlichkeit und Nächstenliebe angeht, sollten wir diese Position vielleicht gerade in diesen Zeiten noch einmal überdenken. Wir werden ihnen nämlich nicht gerecht.
Thomas Lauer, 97199 Ochsenfurt