Die Antwort auf die Frage: warum viele Migranten für Antisemitismus anfällig sind, ist vielfältiger, als es Abdel Samad beschreibt. Es ist eine lange Geschichte, die schon bei der Gründung der BRD beginnt, die nichts neues, fortschrittliches wurde, sondern Rechtsnachfolger des NS-Staates, von dem noch lange Gesetze aus dieser Zeit befolgt und verfolgt wurden. Und es gab die, mit dem am 11.1.1951 beschlossenen GG Art. 131: Wiedereinstellung der Beamten, Lehrer und Richter, die keiner Verbrechen schuldig gesprochen waren, in ihre alten Stellungen und Rechte. Und es kam die Konfrontation zwischen Ost und West. Uralte SPD-Leute können sich erinnern: die Worte sozial, sozialistisch waren verfemt, Brandt und Wehner das Feindbild, und schon schnell waren alle Verfolgten des NS-Regimes die Bösen, Abzocker. Die Polizei und die Bundeswehr wurden aufgebaut von wem denn? Und die Gerichte? Wer wurde Schulrat? Justizrat? Professor?
Schon in den 50er Jahren traute man sich nicht mehr, sich als Jude zu bekennen. „Das muss nun endlich vorbei sein, Israel ist doch entschädigt worden“. In Gerichten, hieß es „Der Angeklagte“, nicht der Katholik, aber „Der Jude“ bei einem Zeugen. Das sind Symptome, aber sie sagen alles.
Wohl keiner der alten Lehrer stellte sich hin und sagte: Ich bekenne. Nein, aber sie haben ihre eigene Schuld und Meinung unterdrückt, vergessen. Die folgenden Generationen wissen bis heute nicht, was wirklich geschah. Wer von den für die Bildung Verantwortlichen hat: Eugen Kogon: Der SS-Staat“ gelesen oder Billy Wilders Film von den KZ’s gesehen. Niemand traute sich, den Jugendlichen diese Grausamkeiten zuzumuten. Die Spitzen des Staates sprachen öffentlichkeitswirksam von Wiedergutmachung und Sühne. Die Verfolgung der NS-Straftaten aber blieb inaktiv, zögerlich und im Ergebnis ungenügend. Der NS-Staat wurde nicht so aufgearbeitet wie die DDR und ihr SSD.
Dann kamen viele Menschen mit anderem Hintergrund zu uns. Sie hatten andere Religion, andere politische Ideen. Manche haben sich integriert, andere blieben in Ghettos, es entstanden kulturelle und kriminelle Organisationen, Kavernen in der Gemeinschaft. Wer neuer Staatsbürger wurde, ward nicht auf das Grundgesetz vereidigt, es gab und gibt keine Gesetze, die den Immigranten verpflichten, die sich an unsere Lebensverhältnisse anzupassen, unsere Werte und Gebräuche zu achten.
Die Gesetzgebung und die Integration haben auf der ganzen Linie versagt. Unsere Gemeinschaft ist nicht aus den Herzen entstanden und gewachsen. Ich kenne Menschen aus vielen Staaten und mit anderer Hautfarbe und bin ihnen von Herzen zugetan. Es könnte so einfach sein, wenn man liebt.
Helmut Försch, 97078 Würzburg