Nach wie vor verharren fast alle Journalisten in der ideologischen Blase der transatlantischen Presseagenturen. Ja, Assad ist ein brutaler Despot, aber da haben wir doch außenpolitisch sonst auch keine Skrupel. Dass die Türkei jedoch Syrien angegriffen hat, dort Gebiete besetzt hat, die nicht minder brutalen Dschihadisten unterstützt und damit den Krieg und das Leid immer mehr in die Länge zieht, wird marginalisiert. Ganz zu schweigen von der Zerschlagung von Rojava, dem demokratischen kurdischen Autonomiegebiet durch die türkischen Invasoren. Warum wird dies von unseren unabhängigen Medien nicht mit der gleichen Schärfe thematisiert wie Assads Gräueltaten? Warum sagt man seit Jahren nichts zur Zahl der Opfer der westlichen Alliierten, auch zur völkerrechtswidrigen Besetzung östlicher Landesteile Syriens durch US-Truppen, um „das Öl zu sichern“ – ihr Öl? Sollte eine Befriedung Syriens, ein rascher Wiederaufbau und damit auch eine Zukunft für die geschundene Bevölkerung im Land und auf der Flucht wirklich gewollt sein, hat die EU sehr wohl politischen Spielraum für Forderungen und Maßnahmen.
Eva Peteler, 97080 Würzburg
Auch wenn Assad ein Despot ist, so ist er doch der rechtmäßige Präsident Syriens, dessen große Bevölkerungsmehrheit vor dem Krieg ganz gut leben konnte. Erst als verschiedene islamistische Terrorgruppen die Macht übernehmen wollten, um in Syrien einen Gottesstaat zu errichten, begann das Elend. Diese Terroristen werden durch westliche Länder und Saudi Arabien mit Waffen beliefert, außerdem versucht der Nato-Partner Türkei, sich auch ein Stück Syriens anzueignen. Nein, wir brauchen keinen „robusten Militäreinsatz der Bundeswehr“ wie Krieg heute verniedlichend umschrieben wird, wir brauchen ein Ende der westlichen Unterstützung der Terroristen und eine Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Syrien und Russland damit in Syrien ein friedliches Leben möglich wird. Ein vom Westen betriebener Machtwechsel hat schon nicht im Irak und in Libyen funktioniert.
Norbert Heßdörfer, 97222 Rimpar