Martin Ebner beschreibt ja gut die Grundhaltung und die Entwicklung aus dem frühen Christentum zur Priesterkirche. Leider fehlt auf der Seite der ökumenische Ausblick. Die römisch-katholische Kirche ist ja nicht DIE Kirche. Immer wieder gab es im Verlauf der Kirchengeschichte diese Rückbesinnungen auf die Urkirche und ihre fast nicht vorhandene Hierarchie. Und klar gibt es in den Briefen des Neuen Testaments die Ältesten und die Episkopen, wie der Autor schreibt. Es braucht verlässliche Strukturen. Vor 500 Jahren führte die Kritik am Ablass auch zur Kritik an der hierarchischen Kirche und zu neuen demokratischeren Strukturen in den entstehenden evangelischen Kirchen. Sie haben sich bis heute weiterentwickelt. Transparent und offen wird die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern geführt. Jederzeit ist Einblick möglich. In der weiteren Entwicklung der vielen verschiedenen protestantisch geprägten Kirchen, etwa auch den Methodisten, bis hin zu den Freikirchen hat sich auch das Modell der flachen Hierarchie vor allem in der lokalen Gemeinde durchgesetzt, mit der Folge, dass die Ortsgemeinde natürlich dann im weltweiten politischen Diskurs keine Stimme hat. In Deutschland nimmt der, bzw. die Vorsitzende des Rates der EKD (derzeit Annette Kurschus) Stellung zu aktuellen Fragen. Ihre Aussagen sind aber in unserer evangelischen Kirchenhierarchie für die Basis nicht bindend. So ist sie dort eigentlich machtlos. Aber letztlich gilt, wo die Menschen nicht aus ihrem Glauben heraus ihre Möglichkeiten und ihre Verantwortung in den Gemeinden und der Öffentlichkeit aktiv übernehmen, hilft auch keine noch so freie Struktur.
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