Martin Ebner beschreibt ja gut die Grundhaltung und die Entwicklung aus dem frühen Christentum zur Priesterkirche. Leider fehlt auf der Seite der ökumenische Ausblick. Die römisch-katholische Kirche ist ja nicht DIE Kirche. Immer wieder gab es im Verlauf der Kirchengeschichte diese Rückbesinnungen auf die Urkirche und ihre fast nicht vorhandene Hierarchie. Und klar gibt es in den Briefen des Neuen Testaments die Ältesten und die Episkopen, wie der Autor schreibt. Es braucht verlässliche Strukturen. Vor 500 Jahren führte die Kritik am Ablass auch zur Kritik an der hierarchischen Kirche und zu neuen demokratischeren Strukturen in den entstehenden evangelischen Kirchen. Sie haben sich bis heute weiterentwickelt. Transparent und offen wird die evangelisch-lutherische Kirche in Bayern geführt. Jederzeit ist Einblick möglich. In der weiteren Entwicklung der vielen verschiedenen protestantisch geprägten Kirchen, etwa auch den Methodisten, bis hin zu den Freikirchen hat sich auch das Modell der flachen Hierarchie vor allem in der lokalen Gemeinde durchgesetzt, mit der Folge, dass die Ortsgemeinde natürlich dann im weltweiten politischen Diskurs keine Stimme hat. In Deutschland nimmt der, bzw. die Vorsitzende des Rates der EKD (derzeit Annette Kurschus) Stellung zu aktuellen Fragen. Ihre Aussagen sind aber in unserer evangelischen Kirchenhierarchie für die Basis nicht bindend. So ist sie dort eigentlich machtlos. Aber letztlich gilt, wo die Menschen nicht aus ihrem Glauben heraus ihre Möglichkeiten und ihre Verantwortung in den Gemeinden und der Öffentlichkeit aktiv übernehmen, hilft auch keine noch so freie Struktur.
Frank Hofmann-Kasang, 97273 Kürnach
Nicht erst seit Veröffentlichung der Missbrauchsskandale in der kath. Kirche, sondern schon seit Jahren irritieren mich Todesanzeigen von Priestern und Ordensleuten. Während der Klerus in den Todesanzeigen von Gott dem Herrn „in die ewige Herrlichkeit/heim zu sich in den ewigen Frieden/in sein himmlisches Reich“ gerufen wird, heißt es bei „Normalchristen“, – wenn überhaupt –, „dass man in der Hoffnung auf die Auferstehung“ gegangen sei. In einer Zeit immer größerer Pfarreienverbände infolge des Nachwuchsmangels, einer starken synodalen Diskussion und einer hoffentlich baldigen Einbeziehung von Frauen im kirchlichen Dienst ist es höchste Zeit, solche Formulierungen endlich abzuschaffen. Das wäre ein vernünftiger Schritt, von der „Erhöhung“ runterzukommen. Dazu passt auch dieses Interview mit Prof. Martin Ebner. Sich kritisch einbringen, ist immer noch besser, als massenhaft auszutreten.
Martin Wandler, 97348 Rödelsee
Der emeritierte Theologieprofessor Martin Ebner spricht an, was viele kritisch denkende (Noch-)Christen an ihrer Kirche immer schon bzw. immer mehr stört: diese absolute Zentriertheit auf einen Klerus mit seinem Macht- und Wahrheitsmonopol, seiner Sexual- und Frauenfeindlichkeit, der sich Reformen der aufgeklärten modernen Welt verweigert! Ein Dank an Martin Ebner für diese klaren Worte. Zwar gibt es schon lange namhafte Theologen und interessierte Laien, die diese Sicht teilen, aber die Amtskirche – sie bewegt sich bislang einfach nicht. Will die Kirche, verstanden als die Gemeinde der Christusgläubigen, in unserer aufgeklärten westlichen Hemisphäre noch eine Zukunft haben, muss sie sich dringend auf ihr jesuanisches Vorbild und ihre urchristlichen Anfänge besinnen und sich radikal neu aufstellen. Es gilt, jeden nach Antworten auf seine transzendenten Fragen suchenden Menschen ernstzunehmen und ihn zu ermächtigen, auf die je eigene Spiritualität zu vertrauen. Der große Theologe und Visionär Hans Küng hat konkrete Lösungen aufgezeigt. Überleben kann eine Kirche, die erstens am christlichen Ursprung orientiert und auf die gegenwärtigen Aufgaben konzentriert ist; zweitens partnerschaftlich Amt und Charisma verbindet und Frauen in allen kirchlichen Ämtern akzeptiert; drittens ökumenisch offen ist und viertens Respekt hat vor der immer größeren Wahrheit und die deshalb auch von den anderen Religionen zu lernen versucht. Auch Martin Ebner macht erste Vorschläge in diese Richtung. Die aber können nur ein Anfang sein.
Wilhelm Pfister, 97509 Unterspiesheim