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Deutschland gibt sich kaum eine Blöße
Zu den Berichten über die Währungskrise und die Wirtschaftskraft Deutschlands:
Redaktion
 |  aktualisiert: 10.09.2012 22:30 Uhr
Deutschland wird nicht nur von den europäischen Staaten um seine wirtschaftliche Kraft beneidet, vor allem in der jetzigen Krisensituation, in der sich die Bundesrepublik Deutschland bis heute kaum eine Blöße gegeben hat. Ich habe in der russischen Kriegsgefangenschaft von 1945 bis 1949 erlebt, wie sehr geschätzt die Arbeitskraft der deutschen Kriegsgefangenen von den Natschalniks (Werksleiter) und den Kommandanten der Kriegsgefangenenlagern wurde. Ich hatte den Vorteil, schnell so viel Russisch zu lernen auf Grund meiner tschechischen Sprachkenntnisse, dass ich als Arbeitszugführer eingesetzt wurde und dadurch Gelegenheit hatte, mit den Fabrikdirektoren über die Prozente zu verhandeln. Die waren wichtig, weil sich danach die Verpflegung im Lager und ab 1947 auch die Entlohnung richtete. Bei dieser dürfte auch interessant sein, dass es für die kriegsgefangenen Offiziere eine bessere Verpflegung gab, sogar Butter und täglich 15 Papirossi (Zigaretten). Ich erhielt als ehemaliger Leutnant ebenfalls diese Vergünstigung. Als ich einmal einen Major fragte, weshalb dies so sei, antwortete er:“ Mehr Verantwortung, besser essen!“ Ich war in Djepropetrowsk mit meinem Zug in einer Lokomotivfabrik eingesetzt, wo ich immer ein Arbeitsergebnis über 100 Prozent erreichte. Allerdings musste ich einige Kameraden dafür einteilen, dass sie für den Natschalnik Holz sägten und spalteten, das er sich beschafft hatte. Mit uns arbeiteten auch Russen, die immer neidisch auf die Gulaschkanone blickten, die uns das Mittagessen brachte: Suppe (oft Borscht) und Brot meistens 300 Gramm, denn die Zuteilung betrug bei Normerfüllt täglich 600 Gramm. Als sich die russischen Arbeitskollegen, die oft nur mit viel weniger Verpflegung auskommen mussten, bei der Betriebsleitung beschwerten, warum die „Vojna pleny“ mehr zu essen bekämen, wurde ihnen geantwortet: „Wenn ihr so gut arbeitet wie die Deutschen, erhaltet ihr das auch. Das Hungern war dann ab 1957 bei den Kriegsgefangenen vorbei, als sie Rubel ausgezahlt bekamen. Im Lager konnte Brot gekauft werden. Ich erinnere mich noch, als ich das erste Brot für 3 Rubel erwarb, habe ich gleich die Hälfte aufgegessen. Bekanntlich hat Bundeskanzler Adenauer bei seinem Besuch in Moskau die Entlassung der deutschen Kriegsgefangenen erreicht – für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Als das bei den Fabrikdirektoren bekannt wurde, protestierten nicht wenige mit dem Argument dagegen:“ Wenn die deutschen Kriegsgefangenen nicht mehr in den Betrieben arbeiten, erfüllen wir die Arbeitsnormen nicht mehr!“ Damit ist vielleicht eine Erklärung gegeben, warum in Deutschland keine Krise vorherrscht.
Hellmut Winkler, 97877 Werthein 
 
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