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Der Wert dieser Einrichtungen ist nicht nur in Euro zu sehen
Zum Artikel "Die Diözese will Bildungshäuser schließen"
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.02.2021 02:18 Uhr

Völlig unerwartet, traf uns die Nachricht, dass die Diözese Würzburg vier Bildungshäuser aus Kostengründen schließen muss. Unter anderem auch das Mehrgenerationenhaus in Bad Königshofen. Dieses tut mir und meiner Familie sehr leid.

Im Jahre 2001 waren wir das erste Mal bei einem Einkehrwochenende, fortan waren wir regelmäßige Teilnehmer ca. fünf Mal im Jahr. Unsere drei Kinder waren im Alter von ein bis fünf Jahren. Es war eine stressige Zeit, mit einem Mann als Alleinverdiener, ohne Großeltern und neu gebaut. Da waren diese Einkehrwochenenden Oasen für die Seele.

Die Kinder waren während der Seminarzeiten in guter Betreuung, im gleichen Haus, aber dennoch mit Abstand zu den Eltern.  Das war auch während der Stillzeit kein Problem, gegeben falls wurde uns das hungrige Kleinkind gebracht. So hatten wir nach vielen Jahren endlich mal Zeit für uns als Paar, bzw. die Möglichkeit mit gleichgesinnten Paaren zusammen zu sein. Jede Familienfreizeit wird vorher von dem Träger ausgeschrieben und man kann sich das passende Thema aussuchen.

So waren wir bei Erziehungs-, Partnerfragen angemeldet; später dann auch sehr viel zu praktischen Themen, wie Massage- oder Naturwochenenden. Die Seminare sind meist für die Erwachsenen und Kinder/Jugendlichen getrennt gewesen, aber mindestens eine Einheit war immer für die ganze Familie dabei. Oft wurde hier gespielt oder gebastelt. Viele dieser Werke zieren noch heute unser Haus. Jedes dieser Wochenenden war etwas Besonderes, eine Auszeit, eine Kraftoase. Jedenfalls ein bezahlbarer Urlaub. Vor allem dank der finanziellen Förderung seitens der Kirche oder des Staates. Auch unsere Kinder haben dies als Urlaub empfunden und voller Stolz in der Grundschule im Morgenkreis über das Erlebte berichtet. Unsere Alteste wurde zweifelnd von Klassenkameraden gefragt, „was so oft fahrt ihr in Urlaub?“. Wir haben uns so wohl gefühlt und ansonsten nichts vermisst.

Eine Bedingung gab es allerdings. Man sollte während dieser Familienfreizeit eine Eucharistiefeier besuchen. Dieses gab die Möglichkeiten auf, sich mit dem Glauben auseinander zu setzen. Denn diese Gottesdienste wurden zu einem der Höhepunkte des Wochenendes. Wer wollte konnte hier mitgestalten, z. B. dekorieren, Lieder aussuchen, musizieren, ministrieren, Fürbitten oder Danksagungen formulieren. So wurde jede Eucharistiefeier ein Unikat, passend zum Thema. Selbst mein Mann, der kein Kirchenbesucher ist, war hier aktiv dabei. Hat sich mit Glaubensthemen auseinandergesetzt und sich eingebracht. Auch in den Freizeiten, am Abend in den geselligen Runden im Michelskeller wurde oft über religiöse Themen diskutiert. Ich bin sicher, dass diese Wochenenden seine und unsere Einstellung zum Glauben positiv beeinflusst haben.

Höhepunkt des Jahres war unser alljährliches Treffen im Haus St. Michael am Palmsonntagswochenende. Zu einem Massage-Wochenende mit tiefgreifenden Gesprächen mit Pfarrer Heller waren wir über 10 Jahre regelmäßig in Bad Königshofen. Hier wurden intensive religiöse Erfahrungen gemacht, die keiner missen möchte. Auch Leute, die keinen Bezug mehr zur Kirche hatten, waren hiervon begeistert.

Wir sind aktiv in der Kirchengemeinde, vor allem in der Kolpingsfamilie. Die Kinder waren bei den Ministranten, der KJG, den Pfadfindern. Waren Gruppenleiter und Betreuer bei Jugendfreizeiten und Familienwochenenden. Ich war bei jedem Kind Kommunion- und Firmmutter. Mein Mann hat mich hier in jedem Ehrenamt unterstützt, in dem er mir den Rücken freigehalten hat. Er ist ebenfalls ehrenamtlich tätig. Ich bin sicher diese Einstellung ist auch unseren gemeinsamen „Urlauben“ in den Bildungshäusern zu verdanken.

Die Teilnahme an den Bildungswochenenden war für uns eine Bereicherung sowohl für die ganze Familie, als auch für uns als Paar. Vielleicht hat eines dieser Wochenenden sogar unsere Ehe gerettet, denn wir hatten uns auseinandergelebt und wurden durch diese intensive gemeinsame Zeit wieder als Paar und Familie bestärkt. Wir sind auf jeden Fall der Kirche sehr dankbar, denn der Wert dieser Einrichtungen ist nicht nur in Euro zu sehen. Bei Weitem nicht.

Uli Fritz, 97447 Gerolzhofen

 
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