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Der Staat refinanziert sich nicht wie ein Privathaushalt
Zum Leitartikel „Die Rechnung wird erst nach der Wahl präsentiert“ (5.7.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 19.07.2021 02:17 Uhr

Ich kann Ihrem Artikel aus logischen, volkswirtschaftlichen Gründen nicht folgen. Wenn Sie davon schreiben, dass die Corona-Hilfen mit neuen Schulden finanziert werden und Forderungen nach einem Kurswechsel mit einem „zu Recht“ versehen, müssen Sie – mathematisch zwangsläufig – erklären, wer dann die Wirtschaft als Schuldner antreiben soll, da die Privathaushalte jederzeit Nettosparer sind und diese (Rekord-)Ersparnisse ohne einen Schuldner als Gegenpart unmöglich sind. Wenn Sie davon schreiben, dass Einnahmerückgänge „irgendwie“ wieder reingeholt werden müssen, müssen Sie erklären, wieso das (aus Ihrer Sicht) so sein soll. Der Staat refinanziert sich schließlich nicht wie ein Privathaushalt, sondern hat schlicht und ergreifend ganz andere, viel weitreichendere Möglichkeiten. Das ignorieren Sie komplett. Ich kann schließlich keine (negativ verzinsten!) „Gerhardt-Anleihen“ ausgeben, ebenso wenig können Sie „Lange-Anleihen“ ausgeben. Wenn Sie davon schreiben, dass „die Inflation hoch bleibt“ sowie „nicht wenige Experten erwarten, (…) dass die EZB die Leitzinsen erhöht“, müssen Sie eine andere Definition von hoher Inflation haben und die Experten benennen. Haben ebenjene möglicherweise seit Jahren mit ihren Prognosen falsch gelegen? Was spricht denn gegen eine moderate Inflation von aktuell zwei bis drei Prozent? Es ist das definierte Ziel und Ausdruck von gesamtwirtschaftlicher Erholung. Der größte Feind von wirtschaftlicher Prosperität und ausreichend Beschäftigung ist genau der von Ihnen geforderte Sparzwang und die daraus resultierende Deflation!

Stefan Gerhardt, 97084 Würzburg

 
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