„Geldvermögen auf Rekordhoch – Deutsche reich wie noch nie“, diese, fast schon reißerische anmutende Aussage, ist auf Seite 18 im Wirtschaftsteil Ihrer Zeitung zu lesen. Auf Seite 17, in wesentlich kleineren Lettern, der Randvermerk, „Niedrigzins: Deutsche Sparer erleiden Rekordverlust“. Selbstverständlich ist das, genau genommen, zunächst mal kein Widerspruch und der Zuwachs des Geldvermögens, rein nominal betrachtet, richtig. Doch wie es unter dem Strich, nach Abzug der Inflationsrate aussieht, ist auf Seite 17 zu lesen. Warum wird in dem erstgenannten Artikel nicht erwähnt, dass dieses Vermögen äußerst ungleich verteilt ist?
Renommierte Ökonomen prangern schon lange an, dass sich 60 bis 70 Prozent des deutschen Privatvermögens in der Hand von zehn Prozent der Bevölkerung befinden. Die unteren 50 Prozent der Vermögenspyramide haben so gut wie nichts und ärgern sich über eine Zinsgutschrift von ein paar Cent auf ihrem Sparkonto. Das Vermögen der Geldelite ist selbstverständlich so angelegt, dass es mehr als die 0,2 Prozent Zinsen des 0815-Sparers bringt. Insofern ist die Aussage „Deutsche reich wie nie“ eine glatte Verhöhnung des Großteils der Bevölkerung unseres Landes. Im Gegenteil, der Großteil wird, unter Betrachtung aller Randbedingungen, immer ärmer. Es wundert mich daher schon etwas, dass solche Aussagen völlig kritiklos in Ihrer Zeitung abgedruckt werden.
Norbert Heger, 97422 Schweinfurt
Deutschlands Sparer haben nach Berechnung der Comdirect Bank im vergangenen Jahr fast 40 Milliarden Euro Verlust gemacht, wegen der niedrigen Sparzinsen und einer Inflationsrate von annähernd zwei Prozent. Pro Bundesbürger seien es 470 Euro, teilte die Bank mit! Ein Grundsatz der freien Marktwirtschaft lautet: bei guter Konjunktur hoher Zins bei weniger guter Konjunktur niedriger Zins. Nicht so in der EU beziehungsweise im Finanzbereich der EZB; hier zählt die Konjunktur des Staatenbundes. Bin erstaunt, dass noch keine Organisation oder Partei eine spezielle finanzielle Ausschüttung für entgangene Sparleistung vorschlägt oder verlangt. Die Konjunktur ist seit Jahren gut bis sehr gut in der BRD, das Geld wurde erwirtschaftet, warum keine Ausgleichszahlung, egal in welcher Form? Vielleicht wird vor der nächsten Wahl dieses Thema einmal aufgegriffen; im Anschluss, so könnte ich mir vorstellen, mit großem Erfolg.
Paul Becker, 97076 Würzburg
Weitere Leserbriefe im Internet unter www.mainpost.de