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Das Übel an der Wurzel packen
Zum Artikel „Alles für den Klimaschutz: So teuer könnte Benzin bald werden“ (6.7.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 22.07.2019 02:11 Uhr

Unsere Kinder, die Schüler auf der Straße, fuchteln verzweifelt mit den Armen, rufen zu: „So tut doch etwas!“ Und was tun wir, die Eltern, die Erwachsenen, die Politiker, die Vorbilder? Wir kleben träge in unseren Wohlfühlsesseln, wollen nicht sehen, nicht hören – um Gottes willen nichts ändern! Lasst uns unsere Ruhe, unsere Behaglichkeit, unser Luxusleben mit dem neuen Auto und seinem elektronischen Schnickschnack, mit Wegwerfklamotten vom Discounter, Erdbeeren an Weihnachten, Billigschnitzel möglichst jeden Tag und mit zwei Flugreisen im Jahr – mindestens. Man gönnt sich ja sonst nichts! Die Feuerwehr rückt an. Oh Gott, bloß nicht! Was für ein Lärm! Wir müssten ja aufstehen, uns möglicherweise sogar bewegen. Und nass wird doch alles und überhaupt doch auch ziemlich teuer. Nein, das kommt nicht infrage! Das wollen wir nicht! Wo doch alles gerade so schön ist. Genau diesen Tenor stützt leider auch Ihre Zeitung, wenn sie verkündet: „Alles für den Klimaschutz: So teuer könnte Benzin bald werden“. So verstärkt man beim Leser Ängste vor den anstehenden unvermeidlichen Veränderungen, die uns alle bis hinein in das Privatleben betreffen müssen, wenn wir die Katastrophe vielleicht noch abwenden wollen. Wir müssen jetzt Opfer bringen und auf viele lieb gewordene Gewohnheiten verzichten. Aus Angst wird Verweigerung – und dann? Wir wissen doch sehr genau, was uns oder besser gesagt unseren Kindern und Enkeln bevorsteht.

Andreas Dylla, 97769 Bad Brückenau

Umweltministerin Schulze sollte als Sozialdemokratin auf ihre Wortwahl achten. Ich zitiere: „Klimafreundliches Verhalten muss sich lohnen. Wer meint, er muss es nicht tun, der muss dafür auch zahlen“. Das was für den Klimaschutz getan werden muss, ist völlig richtig, es ist ein erster Ansatz, jedoch es sollte vor allem auf europäischer Ebene getan werden. Zudem gibt es noch viele unbeantwortete Fragen. Was ist mit denen, die auf dem Land wohnen und das Auto täglich brauchen? Nicht überall gibt es eine Bahn- und/oder Busanbindung. Elektroauto? Prima, wenn man es sich leisten kann. Denn bis jetzt sind diese noch sehr teuer in der Anschaffung. Sind genügend Stromzapfsäulen vorhanden? Bis jetzt sind diese Fahrzeuge für größere Strecken nicht ausgerichtet. Was passiert mit den anderen Autos? Die werden dann wohl nach Osteuropa verkauft. Viele alte Diesel aus Deutschland fahren jetzt in Osteuropa. Klasse, wir Deutschen sind besorgt um unser Klima und außenrum macht's puff, puff. Großfamilien brauchen oft ein großes Auto. Wer mit Heizöl oder Gas heizt, wird auch bestraft, um Anreize zu schaffen, Häuser zu dämmen. Jeder einzelne Bürger macht doch schon das, was er kann, um Energie zu sparen und die Umwelt zu schonen, beziehungsweise was sein Geldbeutel zulässt. Im Prinzip geht es bei der CO2-Steuer um eine Reform, die durch den Verbrauch entsteht, denn schon jetzt sind Energieträger mit Steuern belegt.

Andrea Reitz, 97340 Marktbreit

Deutschland erreicht seine Ziele zur CO2-Einsparung bei Weitem nicht – und schuld daran ist wieder mal der „böse Autofahrer“. Als bewährte Melkkuh der Nation soll er deshalb mit der „Ökosteuer“ bestraft werden, die er allerdings mehr oder weniger nach einem Gießkannenprinzip wieder erstattet bekommen soll. Wo ist hier bitte die Logik? Als Anreiz dafür, weniger zu fahren, auf ein E-Auto umzusteigen oder die Heizung zu modernisieren, soll er eine Umweltprämie von im Schnitt circa 80 Euro jährlich erhalten. Damit soll er die Investitionen in ein E-Auto (Mehrpreis rund 40 Prozent im Vergleich zum Verbrennungsmotor und vergleichsweise nur wenige Modelle im Angebot) oder Heizungstausch in zum Beispiel Brennwerttechnik (Kosten in meinem Fall rund 12 000 Euro) stemmen? Statt das Übel bei der Wurzel zu packen – Schluss mit dem Emissionshandel, Verpflichtung der Industrie die Grenzwerte durch den Einsatz technischer Innovationen einzuhalten – wird erneut als Allheilmittel die Mehrbelastung des Steuerzahlers gewählt.

Peter Huber, 97499 Donnersdorf

Ja, für das Klima müssen die Politik und auch die Gesellschaft umdenken. Aber bitte nicht wie die SPD-Umweltministerin Svenja Schulz. Sie macht es sich zu einfach. Steuer rauf, alles gut! Aber hat sie auch die Leute auf dem Land gefragt? Man muss hier als Wähler analysieren, wer hat diese Gutachten auf Steuerkosten erstellt? Offensichtlich Leute, die in Städten wohnen, deren Wohnungen in der Stadt bereits „klimasaniert“ sind. Mit guten öffentlichen Nahverkehrsoptionen. Deren Kinder in unmittelbarer Nähe eine Kita und die gewünschten Schulen besuchen können und diese auf den Fußweg erreichen. Hoffentlich haben diese Gutachten nicht lebensferne „Träumer“ erstellt? Wie sieht es auf dem Land aus? Es wird seit Jahren für einen verbesserten ÖPNV von Kommunalpolitikern gekämpft. Die Kinder müssen in die Kitas und in die Schulen gefahren werden, da nicht jeder Ort diese Einrichtungen besitzt, sowie wegen schlechten Busverbindungen und flexiblen Arbeitszeiten der Eltern. Die nächste Einkaufsmöglichkeit kann nur mit dem Auto erreicht werden. Alte Leute können nur mit flexiblen Autofahrten betreut werden. In den Dorfmitten stehen denkmalgeschützte Gebäude, die aufwendig klimaneutral saniert werden müssen. Es gibt viel Landwirtschaft und kleine Handwerksbetriebe. Auch die Ankündigung der Ministerin, dies sozial gestaltet zu haben, ist für den Landbewohner, Alleinerziehende, Familienmitglieder, Rentner mit Mindestrente und Harz-IV-Empfänger ein Schlag ins Gesicht.

Matthias Düchs, 97253 Eichelsee

Also ernst nehmen kann man Frau Schulze sicher nicht. Ihr einfallsloses Konzept bedeutet nämlich, dass Klimaschutz bedeutet, die Menschen müssen löhnen. Heizöl machen wir teurer, dann dämmen die Menschen ihre Häuser. Prima! Wie machen das nur die Mieter, die die erhöhten Preise vom Vermieter umgelegt bekommen? Also noch höhere Mietpreise. Sprit erheblich rauf, damit das Umsteigen zum völlig überteuerten ÖPNV nicht gar so schwerfällt, wenn das überhaupt möglich ist, so defizitär dieser auf dem Land ausgebaut und angeboten wird. Aber es gibt eine Entlastung über das Finanzamt. Also müssen nun auch Rentner wieder Erstattung geltend machen. Und das für 75 bis 100 Euro pro Jahr. Wie wird das gemessen und bearbeitet? Das steigert die Personalnot an den Finanzämtern um ein Wesentliches. Handel, Handwerk und Dienstleistungen müssen nun auch erheblich teuerer werden. Das zahlt dann wieder der Endverbraucher. Und ein Förderprogramm für Handwerker und Pflegedienste für Elektroautos: Da sind wir bei dem ministeriellen Gedankengut, schon mal sehr gespannt, was hier zusammenge„SCHULZet“ würde. Liebe Frau Ministerin, bei so viel Qualität Ihrer Arbeit, nehmen wir mal zu Ihrem Schutz an, dass man Sie einfach nur falsch verstanden hat. Sonst müsste man meinen, Sie arbeiten hart daran, dass Ihre Partei, die SPD, bald unter der Fünf-Prozent-Hürde zu finden ist. Eine Partei, die mal für die kleinen Leute da war!

Manfred Dülk, 97273 Kürnach

 
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