Wie Martin Gehlen über die Lage im Irak treffenderweise schreibt, bleibt auch nach einem militärischen Sieg über den „Islamischen Staat“ (IS) in Mossul das Problem der inneren politischen Konflikte bestehen. So sind es die religiösen und ethnischen Machtrivalitäten im Irak, vor allem die zwischen den herrschenden Schiiten und der sunnitischen Minderheit, die dem IS zu ihren Siegen verholfen haben. Doch dies ist ein Problem, das auf die koloniale Grenzziehung in der Region zurückgeht, als sich die Briten und die Franzosen die Reste des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg untereinander aufteilten und auf die Grenzen, die die Britin Gertrude Bell 1920 auf Basis der Ausdehnung des antiken Mesopotamien zog. So werden seitdem die arabischen Sunniten, die arabischen Schiiten und die sunnitischen Kurden in einem Staat zusammengezwängt und kämpfen um die Macht beziehungsweise die Unabhängigkeit. So bietet sich als politische Lösung des Bürgerkrieges im Irak wohl an, das künstliche Gebilde aus der Kolonialzeit wieder zu zerschlagen und somit die Machtkämpfe zu beenden. Doch dürften dem die Interessen der USA und der Türkei entgegenstehen. Erstere fürchten um eine Zunahme des iranischen Einflusses über einen schiitischen Teilirak.
Letztere um die Unabhängigkeitsbestrebungen der türkischen Kurden, die sich den irakischen Brüdern anschließen könnten. Was die sunnitischen Araber angeht, so dürften diese sich wohl, wie zu Zeiten des assyrischen Reiches, mit Syrien vereinen. Dem IS jedenfalls wäre so der Wind aus den Segeln genommen.
Luzia Giesder, 97247 Eisenheim