Manch einem ist der Respekt verloren gegangen vor jenen Parteipolitikern, die ihr Amt dazu benutzen, einem Pfarrer anzuweisen, wo er noch ein Kruzifix anzubringen hat und die im Zuge ihrer Staats-Folklore das Kreuz zu einem Büroartikel herabwürdigen. Von Solchen braucht es weder Hinweise auf den christlichen Wertekanon, auf christliche-jüdische Wurzeln noch, dass das Judentum zu Bayern gehöre, denn sie haben ihr Wahlergebnis und ihr weiteres Wohlergehen im Sinn. Wir finden sie stets in der ersten Reihe, sie werden fotografiert und lassen sich hofieren. Manchmal treten sie ans Pult, erklären uns das christliche Menschenbild und unterweisen uns in christlicher Werteorientierung. Den Begriff Werte gebrauchen sie ebenso gedankenlos und inflationär wie sie Kreuze in Ämtergebäuden platzieren. Hütet euch vor den falschen Propheten, heißt es schon bei Matthäus.
Gunter K. Bauer, 97084 Würzburg
Der Gastbeitrag von Herrn Ernst Engelke spricht mir aus dem Herzen, er greift auf, was Hans Küng, der inzwischen 90 Jahre alt geworden ist, schon in seinem Buch „Christsein“ im Jahr 1974 geschrieben hat – ein Buch, das auch heute noch aktuell und lesenswert ist.
Ich denke, dass das Unbehagen am Söder-Erlass daher kommt, dass die existenziell-spirituelle Tiefendimension, die im Artikel von Engelke und auch bei Hans Küng spürbar wird, und die das Zentrum des christlichen Glaubens ist, nicht im Blick dieses Erlasses ist. Es ist unser aller Aufgabe als Christen, uns nicht nur über den Erlass aufzuregen, sondern uns der existenziellen Dimension des Kreuzes und der Konsequenzen, die sich für unser aller Leben darauf ableiten, bewusst zu werden und im alltäglichen Leben umzusetzen. Und noch etwas: Vielleicht stehen sich Islam und Christentum in der Frage nach dem Sinn von Leid und Tod vor dem Angesicht Gottes näher, als man gemeinhin denkt.
Erhard Scholl, 97509 Gernach