„Wo wohnt Jesus?“ Darüber sollten sich heuer die Erstkommunionkinder am Weißen Sonntag Gedanken machen. Tja, wo wohnt er? Eine Antwort habe ich zu Beginn der Flüchtlingskrise in einem Grenzort im Osten des Landes gefunden, wo ein großes Transparent hing mit der Aufschrift: „Hier wohnt Jesus!“ – um den ankommenden Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens klarzumachen, dass sie mit ihrem meist muslimischen Glauben hier nichts zu suchen haben. Ebenso wird die Frage nach dem Wohnort des Gottessohnes bald auch in Bayern beantwortet sein, wenn man daselbst öffentliche staatliche Gebäude betritt und man nach dem Willen des neuen bayerischen Ministerpräsidenten im Eingangsbereich Kruzifixe vorfindet. Bei den Behörden des Freistaats wird er also bald wohnen! Na, da darf man ja gespannt sein, wie sich das auf die Asyl- bzw. Sozialpolitik des Landes demnächst auswirkt. Zudem böten sich den Behörden für Migration und Asyl mit Hilfe von Überwachungskameras im Eingangsbereich ihrer Gebäude ungeahnte Entscheidungshilfen über das Bleiberecht von Flüchtlingen, sollten diese z. B. einen Kniefall vor dem angebrachten Kruzifix zustande bringen. Einfache Menschen brauchen einfache Antworten. Das weiß auch Söder. So ist es erklärbar, dass er ein religiöses Symbol für Wahlkampfzwecke missbraucht. Dass es in Deutschland seit hundert Jahren aus gutem Grund eine Trennung von Kirche und Staat gibt, scheint in Bayern noch nicht angekommen zu sein. Und wie müssen sich eigentlich Menschen mit anderen religiösen Überzeugungen fühlen, die solche Ämter betreten? Findet hier nicht eine Diskri-minierung anderer Religionsgemeinschaften statt? Und tragen solche Verhaltensweisen nicht zur weiteren Spaltung der Gesellschaft bei? Dabei könnte das Christentum eigentlich eine wunderbare Glaubensgemeinschaft sein, die ihre Stärke gerade dadurch zum Ausdruck bringen könnte, wenn die Kernsätze ihres Urhebers, wie z. B. die Nächstenliebe, die Solidarität mit Armen, Kranken, Hilfesuchenden, Hun-gernden usw. zur Maxime ihres Handelns erhoben werden würden – besonders auch von Politikern, deren Partei das „C“ im Namen verankert hat. Stattdessen beschränkt sich der oberste Repräsentant des Freistaats auf billigste populistische Symbolpolitik. Wenn das Christentum als Religion überhaupt eine längerfristige Zukunft haben soll, dann sollte es sich auf die Kernaussagen seiner Lehre rückbesinnen. Mit hohlen Symbolhandlun-gen wie dem Kruzifixerlass der bayerischen Staatsregierung jedenfalls wird dies nicht gelingen – zumal die Realpolitik der Repräsentanten der „christlich-sozialen“ Partei den christli-chen Leitsätzen oftmals in krassem Widerspruch gegenübersteht. Und die Kirchen täten gut daran, sich mit aller Kraft dagegen zu wehren und sich nicht - wie in der Vergangenheit leider zu oft geschehen - erneut instrumentalisieren zu lassen.
Wilhelm Brönner, 97840 Hafenlohr
Es ist schon unglaublich, zu welch himmelschreienden Thesen sich unter anderem auch gestandene Juristen, Theologen und Medienvertreter hinreißen lassen. Für Juristen könnte Wahrheit auch unwahr sein. Die juristische Wahrheit ist vom Konjunktiv geprägt! Eine Wahrheit der besseren Argumente oder was ist wirklich wahr? Der bayerische Ministerpräsident einer mit einem absoluten Stimmergebnis gesegneten, demokratisch gewählten Partei, die das „C“ im Namen trägt, hat es ernsthaft gewagt, sich zum Glauben und zur Religiosität zu bekennen. Er hat damit mutig und symbolhaft seinen Standpunkt öffentlich geäußert und mit einer Verordnung versehen, die durch das Votum des Ministerrates flankiert wurde. Er wurde damit einer Anforderung gerecht, die in äußerst zynischen Debatten wiederkehrend vom politischen Gegner höhnisch gefordert wird! Es passiert nicht häufig in der Politik, dass Themen unmissverständlich angesprochen und umgesetzt werden! Diesen Standpunkt dürfte auch per se die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung vertreten! Auch eine Demokratie verträgt absolute Mehrheiten! Sie ist das Zeichen jahrzehntelanger nachhaltiger Politik und nicht die Absenz mündiger Wähler, wie es Neider gerne diagnostizieren! Diejenigen, denen ein Aufenthalt in Bayern aus diesem Grunde unerträglich erscheint, finden in anderen Bundesländern Lebensumstände, die Ihrer Lebensphilosophie und Ihrem Geldbeutel möglicherweise gerechter werden. Wo ist das Problem? Das von den politischen Widersachern als instrumentalisiert ausgerufene Politikum, das offensichtlich als wahlgefährdend eingestuft wurde, ist ein Fake, zeigt aber den wahren Grund des Getöses, nämlich die Angst, selbst Wähler zu verlieren! Dass der „Freund“ auch jault ist irritierend! Eine Umkehrung der politischen Verhältnisse dürfte in Bayern glücklicherweise schwer sein, also wird wohl ein juristisches Gutachten bemüht, das bei günstiger Konstellation zum Erfolg führen könnte (siehe oben)! Dass die Kirchen die Anordnung kritisieren, überrascht! Es gibt nur wenige rationale Gründe und das sind Angst aber auch Demut. Nach den noch nicht ausgestandenen Skandalen der vergangenen Jahre soll nicht neues Öl ins Feuer gegossen werden! Das ist zweifelsfrei die falsche Strategie. Es wäre an der Zeit, ebenfalls mutig Profil zu zeigen und dem übrig gebliebenen treuen Kirchenvolk den Rücken zu stärken. Leider gingen die denkwürdigen und überraschenden Reaktionen gewaltig in die Hose!
Bernhard Schlögl, 97074 Würzburg
Es ist sehr zu begrüßen, dass die Landtagspräsidentin Barbara Stamm über die auf der Homepage des Bayerischen Landtags aufgezählten offiziellen Aufgaben der Landtagspräsidentin hinaus auch zusätzlich die „Teilnahme und Stellungnahme zu grundsätzlichen Wertedebatten“ zählt. Aus diesem Grund wird sie sicherlich unter dem – zu Unrecht von der Opposition kritisierten - Briefkopf des Landtagspräsidiums nach dem bereits vollzogenen Schreiben an den Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose auch an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx schreiben, der sagte, dass es dem Staat nicht zustehe, die Bedeutung des Kreuzes zu erklären – auch an den Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm wird sie schreiben, der in seinem Mittwochsgebet spricht „Gott, du gehst den Weg mit uns bis ans Kreuz, zu den Ungeliebten, zu den Verachteten, den Verfolgten und zu allen, die leiden. Und genau da finden wir dich – im Kreuz“ – und an den designierten Würzburger Bischof Franz Jung wird sie schreiben, der sagt: „Es ist auch klar, wer das Kreuz als christliches Symbol aufhängt, muss sich in seinem Handeln am Kreuz und seiner Botschaft messen lassen“. Ich würde es daher auch begrüßen, würde das Kreuz ab dem 1. Juni 2018 auch in der staatlichen Einrichtung der Regierung von Oberbayern, dem Bayerischen Transitzentrum Manching/Ingolstadt im Eingangsbereich hängen würde.
József Bogár, 97074 Würzburg
Mein Gott, ist das ein Kreuz mit dem Kreuz? Es ist in der Tat unverständlich und teils gar verwerflich, wie manche Bürger unseres so schönen Bayernlandes, mit dem „Szenario“ Kreuz-Aufhängen umgehen. Das Kreuz dokumentiert seit vielen hundert Jahren ein Symbol des christlichen Glaubens und zeugt von Liebe und Dankbarkeit zu unserm Herrgott. In unserem Land befinden sich sehr wohl in Kirchen, Schulen und insbesondere auch in sehr vielen privaten Räumen Kreuze als Symbol unseres christlichen Glaubens. Wem nun ein Kreuz - sollte es kommen - in einem öffentlichen Gebäude, aus welchen Gründen auch immer, nicht gefallen möge, muss ja dann nicht hinschauen. Von der politischen Opposition ist es nichts Neues, auch diesbezüglich zu nörgeln. Durchaus indiskutabel ist die Kreuz-Aufregung einiger Geistlicher (Bischöfe und Pfarrer). Elementar ist doch gerade für dieses Klientel - neben Gotteshaus, Altar und Talar - das Kreuz definitiv ein wichtiger Bestandteil. Als bekennender katholischer Christ muss man sich durchaus fragen: Hat sowohl Politik als auch Kirche keine anderen weit wichtigeren Probleme, als sich mit dermaßen banaler Sache auseinander zu setzen? Nebenbei gesagt: War dies für die Medien wiederum ein gefundenes „Fressen“. Übrigens, leben wir - Gott sei Dank - in einer rechtsstaatlichen Demokratie, in der wir Deutsche uns einzuordnen haben. Dies gilt definitiv aber auch für alle Zuwanderer, mit Rechten und Pflichten, ohne Wenn und Aber.
Georg Schmidmeier sen., 97076 Würzburg