Das Menschwerden Gottes ist und bleibt eine theologische Herausforderung. Herr Dülk möchte niemandem, insbesondere den Kindern, nicht die schöne Geschichte von der Geburt des göttlichen Kindes in einer Krippe verleiden, aber er meint, dass die Glaubensaussage dieser Geschichte „theologisch“ nicht mehr vertretbar und haltbar sei. Er wirft der Kirche (welcher?) vor, „mit der Identifikation Jesu mit Gott selbst“ zu weit gegangen zu sein. Kennt der „Theologe“ Dülk das Neue Testament und die Hintergründe des Konzils von Nizäa nicht?
Erstens: In den Paulusbriefen und den Evangelien wird wiederholt betont, dass Jesus mehr als ein Prophet sei, nämlich der „eingeborene Sohn Gottes“, der Erbe der göttlichen Macht und Herrlichkeit.
So zitiert Paulus im Philipper-Brief, ca. 55 geschrieben, einen Hymnus: „Seid gesinnt, wie es dem Leben in Jesus Christus entspricht: Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich … (Phil. 2, 5 – 8 ff.).
Als weitere Belege möchte ich nur die Sendungs- und Taufformel in Mt. 28, 17 – 20 hinweisen, ferner auf die Christologie und den Prolog des Johannes Evangeliums: „Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott … (Joh. 1,1 – 17).
Zweitens: Im Konzil von Nizäa ging es nicht um die Gottheit Jesu, sondern um die Frage, wie diese zu verstehen sei: ob Jesus gottgleich oder gottähnlich sei. Der „Heide“ Konstantin, der Sohn der Christin Helena, hat dem Konzil keine Entscheidung aufgezwungen, jedoch hat er nur widerwillig die Entscheidung der Mehrheit der Bischöfe akzeptieren müssen, nämlich dass die apostolische Lehre die Gottgleichheit Jesu sei. Er favorisierte als „Heide“ die Lehre des Diakon Arius von der Gottähnlichkeit Jesu. Das Kaiserhaus hat in den kommenden Jahrzehnten die Lehre des Arius gefördert, die Vertreter des „Apostolischen Glaubensbekenntnisses“ aber wurden teilweise verfolgt: Athanasius, der Verfechter der „Gottgleicheit“ Jesu im Konzil, später Bischof von Alexandrien, wurde z.B. fünfmal in die Verbannung geschickt!.
Drittens: Das Apostolische Glaubensbekenntnis von der Gottgleichheit Jesu und der Dreifaltigkeit Gottes ist das Glaubensbekenntnis aller christlichen Konfessionen, und nicht Inhalt oder Folge der „dogmatischen Erstarrung“ Roms!
Sollte man nicht doch die christlichen Religionen mit ihrem schwer zu verstehenden und unmodern anmutenden Glaubensbekenntnis und konsequenter Weise auch die christlichen Glaubensfeste abschaffen, eventuell zu Gunsten anderer „Weltreligionen“, etwa des Islam, der im Koran Jesus, den Sohn der Jungfrau Maria, als göttliches Wort und größten Propheten neben Muhamad bezeichnet?
Gerhard Becker, 97762 Hammelburg