Lou Reed ist und bleibt eine Rocklegende.Nur, warum, das erfahren wir im Artikel zu wenig. Aber das Bild ist gut. Reed gründete 1960, zusammen mit J. Cale, The Velvet Underground. Die Band spielte nicht nur sehr lauten und düsteren Minimalismus, sie experimentierte und öffnete Rockmusik auch hin zu Avantgard. Sie waren zu Zeit der Zusammenarbeit mit Andy Warhol ein Gesamtkunstwerk, Musik, Theater, Literatur, Multimediaexperimente. Dazu gewalt-, sex- und drogengeprägte Texte. Sie waren das absolute Gegenteil zur Hippiebewegung. Nach der Trennung der Band startete Lou Reed seine Solokarriere. "Ein Akkord ist gut, zwei sind eine Wucht und drei sind schon Jazz". Er blieb seinem reduzierten Stil treu, wurde Vorbild für Punk, durch seine grundsätzliche negative Einstellung allem gegenüber Vorbild für Grunge, schrieb weiter harte, schonungslose Texte, zunehmend über Umweltverschmutzung, soziale Ungerechtigkeiten und Rassismus. Mit Metalmachine Music verließ er Songstrukturen und ersetzte sie durch Geräusch- und Gitarrengewitter, durch feedbacks und Industrialsound. Fand er auch wieder zurück zur Songstruktur, blieb er dem wuchtigen Gitarrensound treu, perfektionierte ihn und baute ihn immer weiter, bis hin zur Schmerzgrenze aus. Nicht unähnlich eine Neil Young. So vertonte er zusammen mit Metallica, einer Band die sich auf Lou Reed beruft, was ihre musikalischen Intentionen betrifft, Wedekinds "Lulu". Seine Veröffentlichungen werden immer anstrengender zu hören, zeugen immer mehr von seinem negativen Menschen- und Weltbild, von seiner schonunglosen Auseinandersetzung mit sich selbst. So auch sein letztes Cover eines Peter Gabriel Hits, "Solsbury Hill". Laut, kompromisslos, ehrlich, großartige Songs, herrlicher Sprechgesang, neu, reflektierend, schonungslos gegen sich, das alles war und bleibt Lou Reed.

Walter Deuschler, 97265 Hettstadt