Müsste man die Vorgänge um nachträgliche gemeldete Sonderzahlungen bei grünen Spitzenpolitkern medizinisch betrachten, wäre die Diagnose eindeutig: Es liegt hier ein schwerwiegender Bruch des „moralischen Zeigefingers“ vor. Wer in der Vergangenheit immer mit der eigenen Transparenz wirbt und sich moralisch auf ganz neue Ebenen hebt, braucht sich jetzt nicht wundern, mit Scheinheiligkeit und Doppelmoral in Verbindung gebracht zu werden. Anna-Lena und Cem, man dutzt sich, sprechen von „Versäumnissen“, „nicht auf dem Schirm“, oder schlicht „vergessen“, wenn es um die Meldung der Einkünfte an den Bundestag geht. Dabei liegt hier eine Täuschung des Wählers vor, wenn er seine Wahlentscheidung auf rund eines Abgeordneten-Profils fällt. Die Sonderzahlungen zeigen auch, dass sich Kapitalismuskritik (Partei) und Kapitalismus (privat) ganz gut unter einen Hut bringen lassen. Sollte der Bruch des „moralischen Zeigefingers“ einmal heilen sollten die Grünen erst einmal vor der eigen Haustüre kehren, bevor sie auf andere zeigen. Dafür wünsche ich gute Besserung.
Michael Weigand, 97199 Goßmannsdorf