Beitragssteigerungen sind ein Ärgernis
Zum Artikel "Aus für private Krankenversicherungen?" (30.3.):
Für privat Versicherte sind die Beitragssteigerungen der privaten Krankenkassen ein ziemliches Ärgernis. Teilweise sind die mtl. Zahlungen tatsächlich existenzgefährdend. Die 144 Beschwerdefälle sind sicher nur die Spitze des Eisbergs. Auch im Fall von meiner Frau und mir hat die Central Kranken Versicherung den Beitrag ab 1.1.2012 um über 30 Prozent angehoben. Wir haben uns nicht beschwert, da wir wissen, dass es für uns, über 60jährig und Jahrzehnte bereits bei dieser Gesellschaft privat versichert, keine vernünftigen Alternativen gibt. Ein Aspekt findet in der ganzen Diskussion und in Ihrem Artikel keine Berücksichtigung: Grundsätzlich war in den vergangenen Jahren die private Krankenversicherung genauso kalkuliert wie z.B. eine Kfz-Versicherung. Der Beitrag orientierte sich an den tatsächlichen "Schadenssummen". Im Gegensatz zu den GKV gab es keine Versicherten, die beitragsfrei Versicherungsschutz hatten. Wir fanden dieses Verfahren gerecht und wir fühlten uns mit unserer Krankenversicherung sehr wohl. Dann griff die Politik ein: Die privaten Versicherungen mussten und müssen bis heute jeden Bürger in ein Versicherungsverhältnis aufnehmen, ohne das Risiko zu prüfen und spezifische Anpassungen vornehmen zu können. Ablehnungen dürfen die Gesellschaften nicht vornehmen. Nach Rücksprache mit meiner Krankenkasse wurde die Erhöhung auch damit begründet, dass in den letzten Jahren viele tausende neue Verträge geschlossen wurden, für die die Versicherten mit Ihren Beitragszahlungen im Rückstand sind, bzw. überhaupt nicht bezahlen. Laut Aussage der Versicherung besteht gesetzlich keine Möglichkeit, diesen säumigen Zahlern die Verträge zu kündigen. Medizinische Leistungen müssen von der Gesellschaft trotzdem gezahlt werden. Der Gesetzgeber hat somit erreicht, dass ich für diese Nicht-Beitragszahler mit meiner Beitragserhöhung die medizinischen Leistungen mitbezahle. Ich finde das ist ein Skandal und die strukturellen Probleme der GKV wurden in die privaten Versicherungen übertragen. So hat es der Gesetzgeber mit seinen (sicher gut gemeinten) Eingriffen geschafft, einen gerecht beitragskalkulierten Versicherungszweig in Schwierigkeiten zu bringen. Es ist natürlich klar, dass die Probleme in der Gesundheitsversorgung der Gesellschaft sehr vielschichtig sind und das vorstehende Argument den Sachverhalt nicht ganz abdeckt. Trotzdem halte ich es für sinnvoll, dass auch dieser Aspekt diskutiert werden sollte.
Horst Weber, 97080 Würzburg
Horst Weber, 97080 Würzburg
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