Sie kommen auf die Versenkung des britischen Passagierdampfers Lusitania zu sprechen. Die Versenkung eines Passagierdampfers ist nie eine Heldentat. Man nimmt schließlich bewußt zivile Opfer in Kauf. Bei der Lusitania ist jetzt aber mehreres rätselhaft. Warum hat der deutsche Botschafter in den USA vor der Buchung einer Überfahrt auf diesem Schiff gewarnt? Und dies in aller Öffentlichkeit? Warum ist auf dem Schiff nach dem Torpedotreffer eine Explosion ausgelöst worden, die
der Grund für das schnelle Sinken war? Und auch der Grund, für die hohe Zahl an Opfern, weil kaum jemand Zeit hatte, in Rettungsboote zu steigen. Ein Passagierdampfer wird durch eine Explosion auseinandergerissen? Die Kohlevorräte für den Betrieb der Dampfmaschinen können ja wohl nicht der Grund gewesen sein. Die einzige Erklärung ist, das dieses Schiff als Transporter für kriegswichtiges Material - und damit auch Munition - diente, neben seiner Aufgabe, Personen zu transportieren. Und das dies sogar dem deutschen Botschafter bekannt war. Zu dem damaligen Zeitpunkt waren die USA noch nicht in den Krieg gegen Deutschland eingetreten. England und Frankreich waren aber auf die Unterstützung durch die USA angewiesen. Und haben nichts unversucht lassen, dieses Ziel zu erreichen. Die amerikanische Bevölkerung war aber noch nicht kriegsbereit. Der Verdacht ist, das man durch zivile amerikanische Opfer diesem Ziel näher kommen würde. In einer Demokratie, wo eine Regierung den Volkeswille nicht ignorieren kann, kann man sehr wohl durch zivile Opfer das nationale Gemüt in Wallung bringen und dann auch möglicherweise einen Kriegseintritt rechtfertigen. Aus deutscher Sicht wäre es damit erst recht ein Fehler gewesen. Die Munition, die damit versenkt wurde, hätte den Kriegseintritt der USA nicht aufgewogen. Das ist zwar sofort auch nicht geschehen, aber die Unterstützung der Entente wurde aber diesem Zeitpunkt wohl noch verstärkt.
Reiner Püschel, 97816 Lohr