In Ihrem Artikel hinterfragen Sie den „Mythos“, dass das Abitur bundesweit vergleichbar ist. Wer kann dies ernsthaft behaupten? Das ist schon deshalb unmöglich, da der Beginn des Schuljahres in jedem Bundesland unterschiedlich ist, die Bayern Mitte September im Ländervergleich als letzte das Schuljahr beginnen und somit unseren Schülern nicht die gleiche Vorbereitungszeit zur Verfügung steht: Bayerische Abiturienten sind deutlich im Nachteil. Die Schieflage entsteht durch eine unbeholfene Verquickung von zentralem (bundesweitem) und lokalem (länderspezifischem) Prüfungsrahmen. Im Jahr 2019 haben wir „Bayern“ beispielsweise gegenüber Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland fast zehn Wochen (!) weniger Unterricht, sollen aber vergleichbare Abituraufgaben bearbeiten. Ich bin sehr verwundert, dass dies in der Diskussion unberücksichtigt bleibt und dass dies die Elternverbände so klaglos hinnehmen. Das ist höchst ungerecht, denn bei den Bewerbungen um einen Studienplatz gibt es dafür keinen Ausgleich. Abgesehen davon führt das deutlich verkürzte Schuljahr des 12. Jahrgangs zu einer großen Belastung des Schullebens. Für alle weiteren Aktivitäten, die ebenso wesentlich zum schulischen Leben gehören, gibt es kaum einen Platz: zum Beispiel musische Aktivitäten, Sport, soziales Engagement, Forschungsgruppen, Exkursionen. Aber vielleicht ist das staatlich gewollt und soll unsere zukünftigen Arbeitnehmer schon einmal auf das „richtige Leben“ vorbereiten...
Siegfried Hutzel, 97297 Waldbüttelbrunn