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Angst ist ein schlechter Ratgeber
Zum Artikel „Deutsche blicken skeptisch auf das Jahr 2021“ (30.12.):
Redaktion
 |  aktualisiert: 11.01.2021 02:13 Uhr

So durchgehend undifferenziert negativ, wie es der ausführliche Beitrag der Deutschen Presse-Agentur (DPA) widerspiegelt, sind die Erwartungen der Bundesbürger*innen keinesfalls. Hier wurde wieder einmal alles über einen Kamm geschoren. Meinungsumfragen sind eben nur Momentaufnahmen. Zwar ist die globale Krise der Weltgesundheit in Form der Corona-Pandemie in dieser Wucht bereits jetzt eingeschlagen wie noch nie, doch wachsen Hoffnung und Zuversicht inzwischen überall mit Beginn der Schutzimpfungen. Die rasante Entwicklung getesteter Impfstoffe und die angelaufenen Massenimpfungen geben Anlass von rasch sich verbreitendem Optimismus. Verstärkt noch durch die erkennbaren Fortschritte in der internationalen Klimapolitik, wie einem als befreiend empfundenen Ausgang der amerikanischen Präsidentschaftswahlen, der europäischen Solidarität des EU-Rettungsfonds und schließlich auch die Vermeidung eines harten Brexit. Das alles schlägt nunmehr verzögert auf die Stimmung der Deutschen durch. Eine Mehrheit von 51 Prozent empfindet zunehmend positiv. Am hoffnungsvollsten zeigen sich bereits die über 59-Jährigen. Wobei Frauen sich immer noch eher pessimistisch äußern. Bekümmern müssen uns unbestritten die Verhältnisse in Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen, wie ein digitaler Notstand, der Schulen, Schüler und Lehrer zusätzlich zu bürokratischen Hürden belastet. Sie sind die wahren Helden der Nation. Wie Polizisten, die gegen unsägliche Corona-Gegner und -Leugner vorgehen müssen.

Die angesehene Stiftung für Zukunftsfragen veröffentlichte zu Beginn des neuen Jahres ihre neuesten Erkenntnisse. Danach wachsen insgesamt die Hoffnungen und die Sorgen nehmen ab. Angst ist bekanntlich kein guter Ratgeber und die Verhältnisse im nächsten Jahr werden nicht mehr so sein wie vordem. Im Jahresvergleich beispielsweise zu 2007 haben immerhin die Sorgen um Alterssicherung, Entwicklung des Arbeitsmarkts, Preissteigerung, Geburtenrückgang, Terroranschlägen und Kriminalität abgenommen. Gestiegen sind gleichzeitig die Sorgen um die Qualität der Medien aufgrund wirtschaftlichen Drucks und eine negative Beeinflussung der jungen Generation über Soziale Netzwerke. Parallel sehen die Jüngeren unter 30 Jahren eventuell bevorstehende Veränderungen eher als Chance, denn als Risiko. Urlaubsreisen werden von knapp der Hälfte der Befragten vermisst. Gleichzeitig ist kein Ende der Konsumgesellschaft erkennbar, während die Sparquote um hundert Milliarden Euro zugenommen hat.

„Hoffnung naht“, schreibt auch die renommierte „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. In diesem Winter zwar nicht mehr für Skifahrer. Doch ab Sommer dürften die reisefreudigen eine Normalisierung erwarten. Die Impfungen seien dann so weit fortgeschritten, dass Risikogruppen geschützt sind und damit Corona-Auflagen auch für Reisen gelockert werden könnten. Zudem seien dann Schnelltests stärker verfügbar und aussagekräftiger. Mit fortschreitenden Impfungen wären dann auch die Herbstferien 2021 geeignet, deutlich mehr Reiseoptionen anzubieten als noch in diesem Jahr. Nicht ganz so optimistisch werden dort inländische Geschäftsreisen beurteilt. Ist unser Franken-Tourismus ausreichend vorbereitet, nachdem sich die Gäste möglicherweise inzwischen verlaufen haben? Immerhin ist eine forcierte Willkommenskultur vielleicht zu überdenken. Zwei große Weinjahrgänge Frankens feiern Jubiläum. 1921 und 1971 sind als einige der besten des Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen. Letzterer zudem als Beginn des modernen fränkischen Weintourismus.

Jochen Freihold, 14052 Berlin

 
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